Das AKH in Wien kommt derzeit in den Medien mehr als Ort von Intrigen zwischen gottgleichen Primarärzten vor denn als Zentrum medizinischer Exzellenz (was es ist). Vielleicht (auch) deshalb hat der Senat der Medizin-Uni Wien jetzt einen Medienprofi wie den früheren Chef der Vereinigten Bühnen Wien und des News-Verlages, Rudi Klausnitzer, in den Uni-Rat gewählt. Dass gleichzeitig die renommierte und toughe Rechtsanwältin Theresa Jordis als Vorsitzende dieses strategischen Aufsichtsgremiums abgewählt wurde, ist schwer zu verstehen. Denn abgesehen von handgreiflichen Frauengeschichten und scheinbar exorbitanten Privateinkommen von Star-Ärzten hat das AKH ein strukturelles Problem.

Die Ärzte am Wiener AKH sind bei der Med-Un Wien angestellt und werden sozusagen an das AKH ausgeliehen. Die Finanzierung erfolgt einerseits durch die Gemeinde Wien, andererseits durch den Bund, jetzt vertreten durch Wissenschaftsminister Hahn. Die 2004 neu gegründete Med-Uni, die früher nur eine Fakultät der Haupt-Uni war, hat aber subtil andere Zielsetzungen als ein Gemeindespital. Ein Zitat aus der Selbstbeschreibung zeigt, wo es hingehen soll: "Mit den neuen rechtlichen Rahmenbedingungen des UG 2002 bietet sich für die Forschung nun verstärkt die Möglichkeit, die Budgets autonom zu verwalten und auch in der Forschung unternehmerisch zu denken und zu handeln". Die "Ressourcenzuteilung" könne nun "noch stärker an die Einwerbung externer Mittel, die Gründung von Spin-offs und Industriepartnerschaften und damit an den Erfolg der Akteure geknüpft" werden als bisher.

Das bedeutet, dass das AKH einerseits eine "soziale" medizinische Grundversorgung bieten, andererseits aber als "unternehmerisch" denkendes und handelndes Spitzeninstitut funktionieren soll.

Hier kommen auch die Firmen ins Spiel, an denen Professoren der Med-Uni beteiligt sind und die zwar einerseits die Forschung vorantreiben, letztlich aber kommerziell orientiert sind. Wer eine Zellbehandlung für Krebs entwickelt, wie das vor einigen Monaten in einem anderen aufsehenerregenden Fall behauptet wurde, dient einerseits der Menschheit, kann andererseits immens reich werden. Sozusagen in Personalunion existiert aber das Gemeindespital AKH, wo die interne Vorgabe eher weniger auf unternehmerisches Denken lautet.

Der Rektor der Med-Uni, Schütz, erklärte in aktuellen Interviews, die Uni sei ohne ausreichendes Budget "in die Freiheit entlassen" worden. Andere Kenner weisen darauf hin, dass die Med-Uni wie der ORF 5000 Beschäftigte hat – aber nur das halbe Budget. Das System, die Ärzte mit relativ geringem Grundgehalt anzustellen, ihnen aber die Möglichkeit zu bieten, an den privatversicherten Patienten zu verdienen, sei nicht mehr zeitgemäß, aber eben schwer zu ändern.

Radikale Denker ziehen daraus den Schluss, dem AKH einen Sonderstatus zu geben und es zumindest teilweise in ein Privatspital umzuwandeln. Das hat allerdings keine Chance auf Verwirklichung und würde die endgültige Spaltung in ein "Zwei-Klassen-Gesundheitssystem" zumindest für das größte Spital Österreichs bedeuten.

Das AKH ist jedenfalls eine gesundheitspolitische Baustelle, die Auseinandersetzungen um den wegen privater Turbulenzen abgesetzten Intensivmedizinchef wahrscheinlich auch Symptom eines internen Verteilungskampfes. Noch schlägt das nicht dramatisch auf die medizinische Qualität durch. (Hans Rauscher/DER STANDARD/Printausgabe, 11.12.2007)