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Nicht im Zelt, sondern im Elysée empfing Nicolas Sarkozy Gaddafi gleich nach dessen Ankunft.

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Bis Mittwoch plant der französische Präsident gleich zwei weitere Treffen mit seinem illustren Gast.

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Die Staatssekretärin für Menschenrechte, Rama Yade, kritisierte den Besuch unverblümt: "Frankreich darf diesen Todeskuss nicht annehmen", sagte sie in einem Interview.

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Paris - Muammar al-Gaddafi kam nicht allein. Fünf Flugzeuge, darunter zwei Frachtmaschinen, brachten am Montagnachmittag den ganzen Hofstaat des libyschen Staatschefs nach Paris. Auffälligstes Objekt war ein großes Beduinenzelt, das der „Führer der Grossen Sozialistischen Libysch-Arabischen Volks-Dschamahirija“ – wie sich Muammar al-Gaddafi nennt – im Garten seiner Residenz unweit des Elysée-Palastes aufschlug.

Der ehemalige Putschoffizier verbringt dort zwar nicht seine Nächte, wünscht aber seine eigenen Gäste offenbar mit dem passenden Wüsten-Touch zu bewirten.

Nicht im Zelt, sondern im Elysée empfing Nicolas Sarkozy Gaddafi gleich nach dessen Ankunft. Bis Mittwoch plant der französische Präsident gleich zwei weitere Treffen mit seinem illustren Gast, der bis vor wenigen Jahren wegen Staatsterrorismus international geächtet war. Auf dem Programm stehen Wirtschaftsabkommen im Umfang von zehn Milliarden Euro. Sarkozy hatte Libyen schon im Juli einen französischen Atomreaktor versprochen, als er die Freilassung der fünf bulgarischen Krankenschwestern aus achtjähriger Folterhaft in Tripolis erwirkte.

"Unsaubere Methoden"

Die Linksopposition sieht in dem Atom-Geschäft den nachträglichen Beweis, dass Sarkozy den Mediencoup der Krankenschwestern mit „unsauberen Methoden“ durchgesetzt habe. Auch sonst hagelte es in Paris vehemente Proteste. „Man lädt nicht einen Großterroristen und internationalen Geiselnehmer ein“, meinte der Philosoph Bernard-Henri Lévy. Sarkozy bezeichnete sich hingegen als „sehr glücklich“, seinen libyschen Gast zu empfangen.

Allerdings gab es sogar in der Regierung Einwände. Die Staatssekretärin für Menschenrechte, Rama Yade, kritisierte den Besuch unverblümt. „Oberst Gaddafi muss verstehen, dass unser Land kein Fußabtreter ist, auf dem ein Politiker, ob er nun Terrorist ist oder nicht, das Blut seiner Verbrechen abwischen kann. Frankreich darf diesen Todeskuss nicht annehmen“, sagte sie in einem Interview. Es störe sie, dass der Besuch ausgerechnet am Menschenrechtstag der UNO stattfinde. Am Montag wurden bei unerlaubten Kundgebungen 80 Personen festgenommen. Dies gab die Polizeipräfektur der Seine-Metropole bekannt. Der Polizeipräfekt hatte jede Kundgebung für oder gegen Gaddafi verboten, weil diese "die öffentliche Ordnung und den offiziellen Besuch stören könnten". (red/Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, Printausgabe 11.12.2007)