Meister Balas Klavierbauer-Werkstatt im 15. Wiener Gemeindebezirk im Souterrain sieht ein bisschen anachronistisch aus. Wer hier hereinschneit, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Seltsame Gerätschaften, unbekannte Instrumente. Die Mitarbeiter kann man an einer Hand abzählen. An Nachwuchs mangelt es übrigens keineswegs, ein Lehrling wird ausgebildet, ein weiterer junger Mann eignet sich praktische Kenntnisse des Klavierbaus an, während er Musikwissenschaften studiert.

Foto: Bruckner

Seit zwölf Jahren gibt es den Betrieb von Bernhard Balas mittlerweile. Seine Kunden sind Privatleute, natürlich Musiker und Museen. Der größte Feind der historischen Instrumente - so meint der Meister - ist die Lagerung unter falschen klimatischen Bedingungen. Kommt ein solcher "Patient" zu Balas, so bleibt zunächst "kein Brett" auf dem anderen, denn die Instrumente gehen unter falschen Bedingungen buchstäblich "aus dem Leim."

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Ein halbes Jahr bis eineinhalb Jahre muss der Kunde im Durchschnitt auf sein Instrument verzichten, bis er es in neuem Glanz wieder in Empfang nehmen kann. Rund 300 Arbeitsstunden fließen meist in so ein Indstrument: "Die schauen am Anfang oft ganz traurig aus. Glauben Sie schon, dass Sie den wieder hinkriegen?" lautet oft die bange Frage, so Balas. 90 Prozent, der Instrumente, deren Besitzer vorstellig werden, sind aber rettungslos verloren.

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Der Meister, sein Mitarbeiter und im Hintergrund ein zufriedener Kunde. Er hat seinen Hammerflügel aus der Schubertzeit von Meister André Stein zum Restaurieren gebracht. "Ein typischer Fall von einer Flügelleiche". Heute erklingt der Hammerflügel wieder in den schönsten Tönen. Die Reperatur hat eineinhalb Jahre gedauert. Manchmal kommen auch Kunden, die 10.000 Euro rein aus nostalgischen Gründen für die Reperatur eines guten Stückes ausgeben.

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Rund 50 "Klaviere" stehen in der Werkstatt, eines neben dem anderen. Die Preise liegen bei 5.000 bis 7.000 Euro. Reich wird Bernhard Balas mit seiner Arbeit nicht. Meist geht es sich aus, dass mit dem Verkaufspreis die Arbeitszeit abgegolten wird. Kommt Geld herein, weil mehrere Stück auf einmal verkauft werden, dann wird das gleich wieder investiert. Nebenbei werden schnell einmal Instrumente wie der Drehleierkasten (li. im Bild) gebaut. Spielen kann Bernhard Balas darauf natürlich auch.

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Historische Instrumente werden wie gesagt - gewissermaßen zum Drüberstreuen - gebaut. Dieses Instrument war - so exotisch es heute aussieht - zu Zeiten des "Lieben Augustin" durchaus alltäglich und hing in jedem Wirtshaus. Es klingt sehr ähnlich einem Dudelsack.

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Nicht immer ist auf den ersten Blick erkennbar, ob es sich bei den Instrumenten um wertvolles oder -loses handelt. Der schwarze Flügel links schneite ins Haus, ohne dass klar war, um welches Juwel es sich handelte. Erst der Blick in die Fachliteratur bestätigte, dass es sich um ein Jugendstilinstrument handelt. Heute sieht der Flügel aus wie neu.

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Für einen kleinen musikalischen Vortrag hat Meister Balas immer Zeit. Kein Wunder, schnell geht in seiner Werkstatt sowieso nichts. Eile wäre hier falsch am Platz meint er, denn hier wird auch zeitlich in großen Dimensionen gedacht. (rb)

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