Rund vier Jahre ist es her, dass Canon und Nikon die ersten digitalen Spiegelreflexkameras für ambitionierte Hobby-Fotografen vorgestellt haben. Die EOS 300D und die D70 waren die ersten gerade noch erschwinglichen Kameras dieser Geräteklasse. Mit der jetzt eingeführten D300 geht Nikon einen Schritt weiter und hebt die Grenzen zur Profi-Liga auf.

Die Kamera ist nach dem Einschalten sofort auslösebereit

Das Nachfolgemodell der vor zwei Jahren eingeführten D200 vermittelt das Gefühl, dass hier in Optik, Mechanik und Elektronik eine nahezu optimale Qualität erreicht wird. Die Kamera ist nach dem Einschalten sofort auslösebereit - Nikon gibt die Zeit dafür mit 0,13 Sekunden an. Wichtiger ist die kaum noch vorhandene Auslöseverzögerung von 0,045 Sekunden. Mit einem weichen Doppelklick wird das Licht auf den Sensor geleitet, der eine Auflösung von 12,3 Megapixel meistert - wenn man einmal ein Foto in größerem Format ausdrucken will.

Unauffällig

Auch bei hoher Auflösung und im RAW-Format schießt die D300 bei Serienaufnahmen bis zu sechs Bilder pro Sekunde. Erst wenn man für noch mehr Bildqualität die Farbtiefe von RAW-Aufnahmen auf 14 Bit schraubt, braucht die Kamera etwas mehr Zeit zum Verdauen. Hochschrauben lässt sich auch die Sensor-Empfindlichkeit - bis zu einem ISO-Wert von 6.400 für besonders dunkle Lichtverhältnisse. Das bei höheren ISO-Werten zu erwartende Rauschen ist bis etwa ISO 1.000 kaum wahrnehmbar und bleibt auch darüber noch relativ unauffällig.

Funktionen

Wenn einer Kamera immer mehr Funktionen aufgehalst werden, kann dem Hobby-Fotografen vor lauter Technik leicht die Kontrolle über die Aufnahmesituation entgleiten. Bei der Aufstockung der bisher elf Messfelder im Sucher der D200 (wie der Profi-Kamera D2) auf nunmehr 51 ist das Gegenteil der Fall. Mit dem Daumen auf dem runden Multifunktionsrad wird das im Sucher rot markierte Messfeld flink auf das wichtigste Motivteil gesteuert, der leichte Druck mit dem Zeigefinger auf dem Auslöseknopf bringt den Autofokus in Gang, und einmal ganz durchgedrückt ist die Aufnahme auf der Speicherkarte.

Feinste Details

Beim Test der D300 während einer Porträt-Session ließen sich auf diese Weise feinste Details wie Augenwimpern präzise abbilden. Für Aufnahmesituationen mit mehr Ruhe bei der Bildgestaltung kann bei der D300 auch das Display der Rückwand als Sucher verwendet werden. Für diese als LiveView bezeichnete Funktion muss zunächst der Spiegel hinaufgeklappt werden, damit das Bild durchs Objektiv direkt auf den Sensor und von dort auf das Display gelangt. Dieses ist mit drei Zoll ungewöhnlich groß und ermöglicht bei 920.000 Bildpunkten eine präzise Überprüfung von Schärfe und Belichtungsproblemen der gespeicherten Bilder.

Guter Akku

Nikon verspricht für die D300 eine verbesserte Akku-Leistung. Nach mehr als 1.000 Aufnahmen in höchster jpg-Auflösung zeigt die Akku-Kontrolle im Kameramenü noch eine Restleistung von 46 Prozent an. Als erste Nikon-Kamera bietet auch die D300 ein System zur Sensorreinigung an. Staub, der beim Objektivwechsel auf den Sensor gelangen kann und dann hartnäckige Flecken auf jedem Bild hinterlässt, wird einfach abgeschüttelt. Dafür sorgen Resonanzschwingungen unterschiedlich hoher Frequenzen, die über das Kameramenü manuell gestartet werden. Drei Sekunden lang ertönt ein hohes Geräusch, dann sollte der Sensor wieder staubfrei sein.

Die D300 ist das Pendant zur neuen Profi-Kamera von Nikon, der D3, und unterscheidet sich von dieser vor allem durch das kleinere Sensorformat, das geringere Gewicht und den deutlich niedrigeren Preis - der Einführungspreis von 1.829 Euro in Deutschland kann in den nächsten Monaten noch etwas ins Rutschen geraten. Bei den Profis hat Nikon in den vergangenen Jahren Marktanteile an Canon verloren. Bei den Kameras für ambitionierte Privatanwender setzt Nikon nun einen neuen Maßstab. (Von Peter Zschunke/AP)