Wien - Haim Harari, ehemals Chef des israelischen Weizmann-Institutes, hat eine Hauptschwäche der heimischen Wissenschaftslandschaft identifiziert: "Österreichs Top-Wissenschafter sind nicht in Österreich".

Bei der Diskussionsveranstaltung "City meets Science" am Montag Abend in Wien sieht der nunmehrige Vorsitzende des Exekutivkomitees für die im Aufbau befindliche Elite-Uni "I. S. T. Austria" vor allem darin ein großes Manko für die heimische Forschung. Die Veranstaltung war der Auftakt der Diskussionsreihe "Q-Visions", die vom Zentrum für Innovation und Technologie (ZIT) und vom Wiener Forschungsfonds WWTF organisiert wird.

Harari lobte dabei das österreichische Ausbildungssystem, es würden durchaus gute Wissenschafter produziert, die dann aber in zu starkem Ausmaß abwandern würden. Der Faktor "Geld" sei dabei aber nur ein Aspekt. Für Spitzenwissenschaft sei es wichtig, Teams mit den besten Köpfen ins Land zu holen bzw. zu schaffen. So zeigt das Beispiel Biozentrum Bohrgasse, wie es geht, so Harari weiter. Etwa in Wien oder Niederösterreich mit dem I. S. T. Austria passierten derzeit gute Projekte, die es auszubauen gelte.

Biozentrum Bohrgasse beispielhaft

Aufgrund der wirtschaftlichen Möglichkeiten könnte Österreich "in allen Wissenschaftszweigen" gut sein. Der Standard "Bohrgasse" sei bisher aber im Lande unerreicht. Harari verteidigte den oft kritisierten und als "abgelegen" belächelten Standort für das I. S. T. Austria. "Gärten und Blumen sind ein gutes Umfeld für Wissenschaft", ist der Experte überzeugt und sieht dabei Parallelen mit seinem eigenen Weizmann-Institut. Auch dort werde auf die unmittelbare Umgebung großer Wert gelegt - mit Erfolg, wie sich zeigt.

Wissenschaftsminister Johannes Hahn stimmte Harari insofern zu, als "die Anstrengungen weiter gehen müssen". Er ortet nicht zuletzt durch die deutlich gestiegenen Ausgaben für Wissenschaft und Forschung eine Aufbruchstimmung, es sei "ein Ruck durch das Land gegangen". Die Abwanderung von Wissenschaftern sei dabei durchaus ein europäisches Phänomen. Hahn warnte davor, europäische Forschungsinfrastruktur zu stark in einzelnen Ländern - etwa Deutschland und Frankreich - zu konzentrieren. Es müsse vor allem auch in Hinblick auf die neuen EU-Länder eine bessere Balance geschaffen werden.

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl warnte davor, Wissenschaft allzu sehr auf "Naturwissenschaft, Technik und Medizin" zu fokussieren. Wien habe nicht zuletzt aufgrund seiner Vergangenheit die Chance, auch in anderen Zweigen - "von den Wirtschaftswissenschaften bis zur Philosophie" - im neuen Europa eine entscheidende Rolle zu spielen. (APA/red)