Linz - Weihnachten und der dabei übliche Festschmaus bedeuten schwere Zeiten für Menschen mit Essstörungen. Darauf wies der Ärztliche Direktor der Landesnervenklinik, Werner Schöny, in Linz hin. Die Zahl der Betroffenen ist groß: 30 Prozent der Mädchen würden ein abnormes Essverhalten aufweisen, wie Mager- und Ess-Brech- oder Ess-Sucht.

Magersucht und Ess-Brech-Sucht

2.500 der 15- bis 20-Jährigen in Österreich seien an Magersucht (Anorexie) erkrankt, erklärte die leitende Oberärztin des Zentrums für Psychosomatik, Hertha Mayr. In der Gruppe der 20 bis 30-Jährigen gebe es 6.500 Menschen mit einer Ess-Brech-Sucht (Bulimie). "Etwa 200.000 Frauen erkranken einmal in ihrem Leben an einer Essstörung", fuhr Mayr fort. Bei Burschen steige die Zahl ebenfalls - jedoch nicht so drastisch - an.

Auslöser für Essstörungen können neben genetischen Faktoren auch familiäre Probleme, traumatische Erfahrungen sowie Krisen in der Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung sein. Hinzu kämen soziokulturelle Faktoren wie das in den Massenmedien vermittelte Schlankheitsideal.

Bei zwei Drittel der Patienten tritt nach einer Behandlung eine "dauerhafte Besserung" ein, erklärte Mayr. "Selbst wenn das akute Leiden überwunden ist kann Essen ein lebenslanger Schwachpunkt bleiben", betonte sie. Bei rund 30 Prozent sei die Essstörung chronisch. Für zehn bis 15 Prozent der Magersüchtigen würde die Krankheit tödlich enden.

In der Landesnervenklinik in Linz würden pro Jahr rund 120 Patienten mit Essstörungen behandelt, die an Anorexie, Bulimie oder Ess-Sucht leiden, erklärte Schöny. Es erfordere Mut, sich auf eine Therapie einzulassen. Nach einer zweiwöchigen Eingewöhnungsphase würde ein Behandlungsplan erstellt. Der Aufenthalt dauere durchschnittlich sechs bis acht Wochen.

Besonders wichtig sei, dass man in der Allgemeinmedizin psychosomatische Erkrankungen verstärkt wahrnimmt, sagte Schöny. Das betreffe nicht nur das Thema Essstörungen. Es zeichne sich jedoch bereits ein Trend ab, dass immer mehr Ärzte den vielfältigen Beschwerden ihrer Patienten im Rahmen eines ganzheitlichen Krankheitsverständnisses begegnen wollen. (APA)