Die Klavierfabrik Bösendorfer, die die Bawag um 25 Mio. Dollar gekauft hatte, soll demnächst verkauft sein. Das Geschäft grünt nicht: Die Verkäufe sinken, der Verlust steigt.

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Wien – Die Klavierfabrik Bösendorfer soll noch vor Weihnachten verkauft sein. Die Bawag verhandelt ja nur noch mit dem japanischen Konzern Yamaha; und die Japaner sollen noch heuer unterschreiben – und vor allem auch noch heuer bezahlen. Der Kaufpreis soll um die zwölf Millionen Euro betragen, die da und dort kolportierten 15 Mio. dürften zu hoch gegriffen sein.

Das Geld wird knapp

Auch im Interesse Bösendorfers soll der Verkauf prestissimo über die Bühne gehen: Laut Insidern wird das Geld knapp, angeblich fehlen zwei Mio. Euro. In den vergangenen zwei Jahren hat die Bawag 1,5 Mio. bzw. 2,5 Mio. Euro springen lassen, um die Klavierbauer über Wasser zu halten. Ende 2006 musste sie sich verpflichten, bis Ende März 2008 (oder bis zum früheren Verkauf) für die Aufrechterhaltung der Geschäfte geradezustehen.

Dass auch heuer Geld fließen soll, bestreitet man in der Bawag. Auch ein (von der Bawag in Doppelfunktion entsandter) Bösendorfer-Manager meint: "Wir brauchen heuer kein Geld mehr vom Eigentümer." In eingeweihten Finanzkreisen teilt man diese Einschätzung nicht: "Es ist eben so, dass der Kredit, den Bösendorfer bei der Bawag hat, immer höher wird. Und es ist nicht auszuschließen, dass man trotzdem noch Bares braucht."

Zur Erinnerung: 2006 betrugen die Verbindlichkeiten Bösendorfers 6,8 Mio. Euro, umgesetzt wurden bei rund 320 verkauften Flügeln 12,6 Mio. Euro, der Verlust (negatives EGT) betrug 1,8 Mio. Euro.

Nur 23 Flügel pro Monat

Heuer hat sich die missliche Lage verschärft: 2007 dürften nicht einmal 300 Klaviere abgesetzt werden, also im Schnitt 23 Flügel pro Monat (rund doppelt so viel bräuchte man, um ausgeglichen zu bilanzieren). Der lange, etwas unorthodoxe Verkaufsprozess (die österreichische Gruppe rund um den Private-Equity-Fonds EK-Fin und Brodmann-Pianos hatte vor zwei Wochen schon fast unterschrieben, die Bawag stieg dann doch wieder auf Yamaha um) hat das Geschäft nicht eben angekurbelt: Im September wurden zwölf, im Oktober 14 Flügel verkauft.

Laut jüngsten Hochrechungen könnte der Verlust heuer auf bis zu 2,5 Mio. Euro steigen. Die Verbindlichkeiten, die der Verkäufer übernehmen muss, sind deutlich gewachsen, könnten sich letztlich auf fast neun Mio. Euro summieren.

Wie auch immer, der Konzern Yamaha, der bei Bösendorfer künftig seine S-Flügel (das sind seine besten und teuersten) bauen lassen will, ist wild entschlossen zu kaufen. Sollte das klappen, dürfen die Yamaha-Chefs ihren Einkauf noch vor Weihnachten verkündigen und ihre österreichischen Klavierbauer am 21. Dezember kennenlernen. Und zwar in Lichtenwörth bei Wiener Neustadt, da steigt deren Weihnachtsfete. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.12.2007)