Warum haben wir das Gefühl, dass dieses Phänomen namens "Politik in Österreich" mit unserem Leben nichts zu tun hat, obwohl es oft um Lebensthemen schlechthin geht? Die "Pflege" ist in einem Land alter Leute bei Gott ein Stück sehr harter Realität. Fast jeder hat schon pflegebedürftige Verwandte. Was die Politik daraus gemacht hat, ist eine Übung in Sinnlosigkeit und Frustration.

Zuerst Realitätsverleugnung (Schüssel: "Es gibt keinen Pflegenotstand"), dann unbezahlbare Scheinlösungen (Bartenstein: "3000 Euro" monatlich für Vollpflege). Dann eine "Amnestie", also die Anerkennung der Tatsache, dass zehntausende "illegale" Pflegerinnen und Pfleger aus dem nahen Ausland überhaupt erst die Pflege bzw. die Betreuung ermöglichen.

Statt diese Lösung, die die Bürger für sich gefunden haben, einfach zu lassen, nun (im Falle der 24-Stunden-Pflege) die gesetzliche "Sanierung" eines Zustandes, der die Sache unbezahlbar macht - auch mit staatlichen Zuschüssen. Plus der Zumutung (in manchen Bundesländern), zuerst das Vermögen aufbrauchen zu müssen, ehe man die Zuschüsse erhält. Mit der Realität hat das alles nichts mehr zu tun. Es ist Pseudo-Politik, abgehoben und steril. (rau/DER STANDARD, Printausgabe, 12.12.2007)