Wien - Nach dem Ärger über verunfallte Rektoren- und Uni-Räte-Wahlen tut sich vor Wissenschaftsminister Johannes Hahn eine weitere Baustelle auf. Diesmal geht es um das mit 50 Millionen Euro dotierte Profilbildungsprojekt der Montan-Uni Leoben. Dessen zentrales Element, das "Kunststoff-Compoundier-Center" (vor allem Spritzgusstechnik), um das die bestehende Kunststofftechnik aufgerüstet werden sollte.

Die Pläne für dieses Exzellenzzentrum klangen vielversprechend, OMV und Borealis wollten drei Mio. Euro investieren, weitere drei sollten von anderen Unternehmen aus der Kunststoffindustrie kommen. Am 12. November unterzeichnete OMV-Vorstand Gerhard Roiss noch einen "Letter of Commitment", in dem er sich bereit erklärte, noch heuer 550.000 Euro vorzuschießen, um "Polymer Engineering and Science" voranzutreiben.

Nicht prioritär

Seit 2. Dezember ist alles anders. Das Projekt steht auf der Kippe. Weil seit Juli 2006 kaum etwas weitergegangen sei und das Rektorat der Montan-Uni das Spritzguss-Zentrum nur an die vierte Stelle ihrer Prioritäten gereiht hat, bezweifelt man bei OMV/Borealis, ob es den Montanisten und Mineuren auch ernst ist mit den Innovationsplänen.

Genährt wurden Zweifel auch durch die Entscheidung der Montan-Uni, das Projekt in zwei Bauabschnitte (je 4000 m2) zu teilen (was die Fertigstellung bis 2014/15 verzögert) statt die vom Land angebotene Alimentierung des Vollausbaus durch die Bundesimmobiliengesellschaft anzunehmen. Das erzürnt auch Hannes Androsch, den Vorsitzenden des Uni-Rats in Leoben. Er sieht noch kein "Aus" für die Kunststoff-Exzellenz, obwohl Roiss in einem dem STANDARD vorliegenden Brief an die Montan-Uni damit droht: "Nach Rücksprache mit einigen Industrievertretern komme ich zu dem Schluss, dass es unverantwortlich wäre, namhafte Förderbeträge von ca. sechs Millionen Euro in ein derart unsicheres Umfeld zu investieren." Rektor Wolfhard Wegscheider war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.12.2007)