Jerusalem - Zwei Wochen nach der
Nahost-Konferenz in Annapolis in den USA haben Israelis und
Palästinenser am Mittwoch die dort vereinbarten Friedensverhandlungen
nach siebenjährigem Stillstand auf. Die beiden Delegationen kamen in
Jerusalem unter Führung von Außenministerin Tzipi Livni und
Ex-Premier Ahmed Korei zusammen. Die Verhandlungen sollten
ursprünglich im King-David-Hotel stattfinden. Die israelische
Regierung teilte am Dienstagabend jedoch mit, dass der Tagungsort
verlegt worden sei. Wo die beiden Seiten die Friedensverhandlungen
begannen, war nicht bekannt. Am Dienstag hatten die israelischen
Streitkräfte den seit Monaten größten Vorstoß in den Gaza-Streifen
unternommen, der seit Juni zur Gänze von der radikalen Hamas
beherrscht wird.
Die Verhandlungen sollen vor dem Ende der Amtszeit von
US-Präsident George W. Bush im Jänner 2008 zu einem Abkommen führen,
das die Grenzen eines palästinensischen Staates, die Sicherheit
Israels, das Schicksal von mehr als 4,4 Millionen palästinensischen
Flüchtlingen und Vertriebenen sowie die Jerusalem-Statusfrage regelt.
Die Palästinenser beanspruchen den 1967 von den Israelis eroberten
Ostteil Jerusalems als ihre Hauptstadt. Das Komitee zur Koordinierung
der verschiedenen gemeinsamen Arbeitsgruppen wird von der
israelischen Außenministerin Livni und dem palästinensischen
Ex-Premier Korei als Ko-Vorsitzenden geleitet. Insgesamt soll es neun
gemischte Expertenteams geben.
Energischer Protest
Zu Beginn der Gespräche hat die palästinensische Seite energischen
Protest gegen den von Israel angekündigten weiteren Ausbau der
Siedlung Har Homa in Ostjerusalem eingelegt, der in Widerspruch zu
den in Annapolis getroffenen Vereinbarungen steht. US-Außenministerin
Condoleezza Rice hatte die Israelis ausdrücklich vor der Errichtung
der geplanten 300 zusätzlichen Häuser und Wohneinheiten in der
Siedlung Har Homa gewarnt. Rice hatte am vergangenen Freitag
kritisiert, dass vor Beginn der Friedensverhandlungen nichts getan
werden sollte, was deren Ausgang bereits vorwegnehme. Außerdem sei
der Schritt nicht hilfreich, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen,
sagte sie.
Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas hat das Bauprojekt
als Hindernis für die Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen
bezeichnet. Israel "behindere und störe" mit der Ausschreibung von
307 neuen Wohneinheiten in der umstrittenen Siedlung zwischen
Jerusalem und Bethlehem die Verhandlungen mit den Palästinensern.
Abbas bestätigte, dass die Palästinenserführung "Druck" auf ihn
ausgeübt habe, damit er den Beginn der Verhandlungen aus Protest
gegen die Siedlungen verschiebe. Dies habe er aber abgelehnt: "Wir
müssen eine positive Einstellung zeigen und keine negative", sagte
er. Sollte Israel jedoch kein Entgegenkommen zeigen, würden die
Palästinenser über "Maßnahmen" nachdenken. "Es ist nicht in unserem
Interesse, gleich am ersten Tag zu sagen, dass wir nicht verhandeln
wollen". (APA/AP/AFP/Reuters)