Eine ehemalige Mitarbeiterin eines Wiener Ordensspitals berichtet im Ö1 Morgenjournal, dass zahlungskräftige PatientInnen innerhalb eines Tages auf dem OP-Tisch landen. Die durchschnittliche Wartezeit beträgt eineinhalb Jahre.

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Im Prinzip zahlen Sonderklasse-Patienten nur für Einzelzimmer, besseres Essen und freie Arztwahl - nicht für frühere Operationen, sagt die ehemalige Mitarbeiterin im Ö1 Morgenjournal. Die Frau spricht von "fadenscheinigen Erklärungen und Lügengeschichten ", mit denen sie die Patienten wieder heim schicken musste. Grund für die OP-Absagen seien aber meist Sonderklasse-Patienten, Politiker oder Medien-Mitarbeiter gewesen.

Es habe auch gerechtfertigte Notfälle gegeben, berichtet die Ex-Mitarbeiterin mit verfremdeter Stimme. Oft hätte sie jedoch bereits aufgenommene Patienten wieder entlassen müssen, da der Chef noch einen Privatpatienten auf den Operations-Plan setzen wollte.

"Man findet immer etwas zum Operieren"

Die mehrmalige Zurückreihung von bereits voruntersuchten Patienten ist teuer und schädigt daher die Krankenkassen. Leidtragende seien auch die zusatzversicherten Patienten. "Man findet immer etwas zum Operieren", meint die Frau. Oft habe sie den Eindruck gehabt, die Leute seien extra so schnell operiert worden, damit sie es sich nicht überlegen und Ärzten und Spital Geld entgeht.

Zwei-Klassen-Medizin existiert offiziell

Derartige Beschwerden gebe es immer wieder, meldet sich Karlheinz Kux, Kammeramtsdirektor der Ärztekammer, im Ö1-Morgenjournal zu Wort. Wenn man das dem Spitalserhalter oder der Ärztekammer bekannt mache, dann werde es Untersuchungen geben. Als Konsequenz seien schon Ärzte mit Berufsverboten belegt worden.

Gleichzeitig betonte Kux, dass die Zweiklassenmedizin in Österreich ganz offiziell existiere, weil es die Sonderklasse gebe. 800.000 Menschen in Österreich, also jeder Zehnte, hätten eine private Krankenversicherung.