Wien - Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky hat sich im Zusammenhang mit dem Korruptionsverdacht in einem Wiener Spital gegen den Vorwurf der Zwei-Klassen-Medizin gewehrt. Dieser sei "völlig aus der Luft gegriffen und dient lediglich der Verunsicherung der Patientinnen und Patienten", hieß es in einer Aussendung. Kdolsky sprach sich auch gegen "Pauschalverurteilungen eines gesamten Berufsstandes" aus.

Der Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) und Bundesobmann der angestellten Ärztinnen und Ärzte, Harald Mayer, bezeichnet die im heutigen Ö1-Morgenjournal anonym vorgebrachten Korruptionsvorwürfe gegen im Spital tätige Ärzte als "weiteres Symptom für eine pauschale Diffamierungskampagne gegen das bestens funktionierende österreichische Gesundheitswesen".

"Anonyme Denunzierung schädigt Gesundheitssystem

"Es ist schlechter Stil, sich in einem demokratischen Rechtsstaat der Methoden anonymer Denunzierung zu bedienen, um das österreichische Gesundheitssystem zu beschädigen", so Mayer. Er forderte alle Beteiligten auf, die Vorwürfe zu konkretisieren, damit man diesen auch nachgehen könne.

Ehrenrat für Korruptionsfälle

Die Österreichischen Ärztekammer hat für mögliche Korruptionsfälle einen Ehrenrat eingerichtet. Diese Institution habe die Aufgabe, Verdachtsmomenten nachzugehen und unter dem Vorsitz eines emeritierten Höchstrichters abzuhandeln. Bewahrheiten sich die Vorwürfe, können die Konsequenzen bis zu einem Berufsverbot reichen. Alle, die ärztliches Fehlverhalten vermuten, könnten sich "ohne Angst und Vorbehalte" an diesen Ehrenrat wenden.

Grüne fordern Konsequenzen

"Die ORF-Berichte über Missstände in Wiener Spitälern müssen Konsequenzen haben", fordert unterdessen die Gesundheitssprecherin der Grünen, Sigrid Pilz. "Es ist unerträglich, dass Karl-Heinz Kux, Direktor in der österreichischen Ärztekammer, meint, dass Anzeigen beim Ehrenrat oder der Disziplinarbehörde der Standesvertretung hier ausreichen, um Korruption abzustellen.

Offenlegung von Korruptionsfällen

"Die Ärztekammer ist aufgefordert, unverzüglich offen zulegen, in wie vielen Fällen und aus welchen Gründen Ärzte wegen Korruption tatsächlich mit Berufsverbot belegt wurden, wie Krux behauptet hat", bezweifelt Pilz die Wirksamkeit der internen Konsequenzen in der Ärztekammer.

Transparency International hat die Einrichtung einer weisungsunabhängigen Anti-Korruptionsbehörde gefordert, damit PatientInnen, Angehörige und auch das Gesundheitspersonal offen über die Missstände aussagen können und gleichzeitig geschützt sind vor Repressionen im Krankenhaus. (red)