Nusa Dua - Indien will keinen neuen Vertrag zum weltweiten Klimaschutz. Vielmehr sollten sich die Industrieländer in einer Art erweiterten Kyoto-Protokoll klare und verbindliche Ziele für die drastische Minderung der Treibhausgase setzen, sagte Wissenschaftsminister Kapil Sibal am Mittwoch bei der Klimakonferenz auf Bali. Die Industrieländer seien die Hauptverantwortlichen für die Treibhausgase in der Atmosphäre.

Sibal sprach sich zudem dafür aus, weltweit Pro-Kopf-Emissionsgrenzen auszugeben. Während Indien pro Kopf der Bevölkerung rund eine Tonne Treibhausgase produziert, entfallen auf jeden Amerikaner 20 Tonnen. "Es ist zwingend notwendig, diesen übermäßigen Verbrauch zu stoppen und zu gleichen Pro-Kopf-Berechtigungen zu kommen", sagte er.

Mit Spannung gewartet

Auf den Redebeitrag Indiens war mit Spannung gewartet worden. Indien ist eines der führenden Länder in der Gruppe 77 der Entwicklungsländer. Das Land hatte bisher nicht deutlich Position bezogen. Die meisten Länder wollen auf Bali die Weichen für einen neuen Klimaschutzvertrag stellen, der nach dem Ende des Kyotoprotokolls in seiner jetzigen Version 2012 in Kraft treten soll.

Der indische Minister sagte dagegen, allein die Industrieländer müssten im Rahmen des Kyotoprotokolls neue ehrgeizige Ziele zur Minderung der Treibhausgase formulieren. Für die Entwicklungsländer seien umfangreiche finanzielle Hilfen für die Anpassung an den Klimawandel und für den Technologietransfer zur möglichst klimaschonenden wirtschaftlichen Entwicklung nötig.

Diplomaten meinten auf Bali, Indien fürchte bei einem neuen Abkommen Druck, selbst Emissionshöchstgrenzen zu akzeptieren. Unter dem Kyotoprotokoll waren Verpflichtungen zur Minderung der Treibhausgase nur für Industrieländer vereinbart worden. (APA)