Die Stimmung im Haus ist, wie berichtet, auf einem Tiefpunkt. Die ORF-Journalisten geißelten Sparpläne als undifferenzierte "Rasenmäher"-Aktion. Sie könnten zu einem "Aufstand quer durch den ORF" führen, vermutet Redakteurssprecher Fritz Wendl. Der ORF-Chef sei "drauf und dran, das Unternehmen an die Wand zu fahren", sagt ein Belegschaftsvertreter. "Die ÖVP lässt ihn anrennen, wo sie kann – und er rennt rein, wo er reinrennen kann."
Den ORF abwirtschaften, um einen TV-Kanal zu privatisieren: Das kursiert als VP-Szenario, von Mediensprecher Franz Morak aber dementiert: "Wer will ORF 1 kaufen?", fragt er. Nun, von Raiffeisen bis RTL ließen sich Interessenten denken.
Ebenso kursieren Gerüchte über einen Abgang des ORF-Generals – zur Asfinag oder zu Red Bull. Wrabetz war wegen Gehaltsverhandlungen unerreichbar – wohlgemerkt jenen im ORF.
Der ORF und das Bier
Mit der Mehrheit für höhere Gebühren im Stiftungsrat ist das Thema nicht erledigt. Acht Wochen kann der – mehrheitlich bürgerliche – Publikumsrat Einspruch erheben. Am 28. Jänner tagt er, zehn Tage vor der Frist. Nach seinem Nein muss der Stiftungsrat erneut dafür stimmen, wohl am 12. März.
Bis dahin bleiben Gebühren – 1,30 Euro pro Monat mehr für den ORF – Thema. In geübter „unglücklicher Vermischung verschiedener Aspekte“, bedauert Hannes Haas, Chef des Wiener Publizistikinstituts: "Wird Bier teurer, murren die Menschen, führen aber nicht gleich Qualitätsdebatten." Beim ORF schon.
Wegen "zu unpräzisen" öffentlich-rechtlichen Auftrags werde in jeder Debatte über die Anstalt "je nach Bedarf" argumentiert. Variante 1: Man vermisst die Qualität im Programm, um Gebühren zu rechtfertigen. Variante 2: Viel zu wenige Leute sehen ORF, um Gebühren zu verlangen.