Die ORF-Gehaltsverhandlungen sind Mittwochnachmittag geplatzt. General Alexander Wrabetz verabschiedete sich zwar von einer Nulllohnrunde. Doch sein Gebot - "deutlich unter Inflationsrate" – fiel den Betriebsräten zu gering aus, sagte ihr Chef Heinz Fiedler dem Standard. Er und die vier übrigen Belegschaftsvertreter stimmen am Donnerstag im Stiftungsrat gegen das Budget für 2008. Dann verhandeln sie wohl weiter.

Die Stimmung im Haus ist, wie berichtet, auf einem Tiefpunkt. Die ORF-Journalisten geißelten Sparpläne als undifferenzierte "Rasenmäher"-Aktion. Sie könnten zu einem "Aufstand quer durch den ORF" führen, vermutet Redakteurssprecher Fritz Wendl. Der ORF-Chef sei "drauf und dran, das Unternehmen an die Wand zu fahren", sagt ein Belegschaftsvertreter. "Die ÖVP lässt ihn anrennen, wo sie kann – und er rennt rein, wo er reinrennen kann."

Den ORF abwirtschaften, um einen TV-Kanal zu privatisieren: Das kursiert als VP-Szenario, von Mediensprecher Franz Morak aber dementiert: "Wer will ORF 1 kaufen?", fragt er. Nun, von Raiffeisen bis RTL ließen sich Interessenten denken.

Ebenso kursieren Gerüchte über einen Abgang des ORF-Generals – zur Asfinag oder zu Red Bull. Wrabetz war wegen Gehaltsverhandlungen unerreichbar – wohlgemerkt jenen im ORF.

Der ORF und das Bier

Mit der Mehrheit für höhere Gebühren im Stiftungsrat ist das Thema nicht erledigt. Acht Wochen kann der – mehrheitlich bürgerliche – Publikumsrat Einspruch erheben. Am 28. Jänner tagt er, zehn Tage vor der Frist. Nach seinem Nein muss der Stiftungsrat erneut dafür stimmen, wohl am 12. März.

Bis dahin bleiben Gebühren – 1,30 Euro pro Monat mehr für den ORF – Thema. In geübter „unglücklicher Vermischung verschiedener Aspekte“, bedauert Hannes Haas, Chef des Wiener Publizistikinstituts: "Wird Bier teurer, murren die Menschen, führen aber nicht gleich Qualitätsdebatten." Beim ORF schon.

Wegen "zu unpräzisen" öffentlich-rechtlichen Auftrags werde in jeder Debatte über die Anstalt "je nach Bedarf" argumentiert. Variante 1: Man vermisst die Qualität im Programm, um Gebühren zu rechtfertigen. Variante 2: Viel zu wenige Leute sehen ORF, um Gebühren zu verlangen.

Kulturministerin Claudia Schmied will (mehr) Bundesanteile an TV-Gebühren für Film zweckwidmen. Ein Teil fließt schon in den TV-Fonds. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 13.12.2007