Mit dem linken Fuß traten Israelis und Palästinenser am Mittwoch in die ersten offiziellen Friedensverhandlungen seit sieben Jahren ein. Die beiden Delegationen, angeführt von Israels Außenministerin Zipi Livni und dem palästinensischen Ex-Premier Ahmed Kurea, sollten im eleganten King-David-Hotel in Jerusalem zusammenkommen und sich zu Beginn gemeinsam den Kameras stellen. Doch dann wurde aus dem großen Auftritt bloß eine diskrete Verabredung an einem zunächst unbekannten Ort.

Gründe für die Verlegung wurden nicht genannt, aber man durfte vermuten, dass es den palästinensischen Vertretern unangenehm gewesen wäre, sich mit den israelischen Partnern ablichten zu lassen. Wegen eines israelischen Ausbauprojekts in Har Homa bei Jerusalem und wegen eines Vorstoßes israelischer Truppen in den Gazastreifen am Dienstag hatten die Palästinenser sogar erwogen, den Termin abzusagen, der zwei Wochen zuvor bei der Nahostkonferenz in Annapolis vereinbart worden war.

Bedrohung durch Raketen Die Israelis ihrerseits beschäftigten sich gestern weniger mit den Verhandlungen als mit der Frage, was man gegen die palästinensischen Raketen machen soll. Der israelische Armeechef Gabi Ashkenazi drohte Mittwoch mit einer Großoffensive im Gazastreifen. In den Stunden vor dem Verhandlungsbeginn schlugen insgesamt 16 Kassam-Raketen im Raum von Sderot ein.

„Die Beendigung aller Siedlungsaktivitäten“ war am ersten Verhandlungstag für die Palästinenser laut Unterhändler Saeb Erekat „der wesentliche Punkt auf unserer Tagesordnung.“ In der ersten Phase wird es allerdings noch kaum um Inhalte gehen, sondern vor allem um die Prozeduren, mit denen man die Kernfragen behandeln will. Als Zeitrahmen für den Abschluss der Verhandlungen, an den allerdings kaum jemand glaubt, hat man sich in Annapolis ein Jahr vorgegeben. (Ben Segenreich aus Tel Aviv, DER STANDARD, Printausgabe 13.12.2007)