Spittal/Drau - "Wenn euch jemand ins Tollhaus schickt, geht da nicht hin. Ist nur ein kleiner Tipp von mir." Die junge Taxifahrerin betont ihren Rat immer wieder. "Ist es dort voll, gibt es ...", sie zögert, "nennen wir es einmal so: Raufereien", sagt sie lachend.

Am Ortsrand von Spittal liegt das "Tollhaus", die Discothek der "Bollwerk"-Familie, neuerdings durch die Fotos einer "99-Cent-Party" mit Jörg Haider bekannt. Am Freitag tauchte der Landeshauptmann ein weiteres Mal auf, diesmal angekündigt. Er lasse sich von der Regierung den Discobesuch nicht verbieten. Haider prangerte die Medien an, "die Jugendliche pauschal als Komasäufer" darstellen würden. Tags darauf nahm man es im Tollhaus mit dem Alkohol nicht mehr so genau.

Der Disco-Eingang ist als Felshöhle getarnt. Jeder wird mit UV-Farbe abgestempelt und aufgefordert, seine Jacke bei der Garderobe abzugeben. "Voyage, Voyage", begrüßt einen der Klassiker, unterlegt mit Technobeats. Noch tanzt niemand, man steht an einer der drei Bars und nützt die Aktion: ein Euro für jedes Mixgetränk bis zwei Uhr früh. Schnee aus Filz, Nikolos und Blaulichter sind die Deko zur Zweiter-Advent-Party am Samstag.

"Seid ihr ganz alleine hier? Mein Freund da drüben will euch kennenlernen." - Freundschaften werden hier schnell geschlossen. Und: Es wird schneller bestellt als ausgetrunken. Alle zehn Minuten wird Nachschub an Cola-Eristoff besorgt, automatisch und ohne Nachfrage. Die noch halbvollen Gläser werden routiniert wieder aufgefüllt. Eine Kellnerin rotiert mit einem Tablett mit Türmen leerer Gläser durch den Raum.

Warten auf die Musik

Angelehnt an ein rustikales Holzgeländer stehen die meisten um die Tanzfläche herum und warten auf "ihre" Musik. Denn diese ist so unterschiedlich wie die Lokalbesucher. Jugendliche mit Schirmkappen, die zu HipHop bouncen, und Buffalo-Plateau-Träger, die zu Technobeats tanzen.

Unter den Feiernden finden sich etliche Minderjährige. Denn Volljährigkeit ist kein Einlasskriterium, unter 18-Jährige werden am Handrücken markiert, um keinen harten Alkohol bestellen zu können. "Ich hab den Schmäh schon heraußen", sagt ein sehr junges Mädchen und zieht ihren Ärmel über das Stigma. "Und sonst bestelle ich einfach mit der linken Hand." Sie ist von der anderen Seite des Millstätter Sees angereist. Nicht der Musik wegen: "Es gibt sonst nichts." Und "billig trinken kann man hier auch", meint ihr betrunkener Kollege, der als Fahrer geplant ist.

Ein Türsteher schleppt einen Mann im Schwitzkasten zum Ausgang. Kaum einer sieht hin. "Das ist das einzig Positive hier", so ein Gast. "Sobald jemand Stress macht, schmeißen sie ihn raus." Das sei in Villach anders, denn "dort sind überall Jugos". Aggressionen abbauen kann man an den Box-Automaten: "Mit einem Schlag entspannter" steht auf diesen.

"Eine halbe Stunde noch", kündigt der DJ das Ende der Ein-Euro-Aktion an. Auf dem Boden schläft ein Betrunkener. Nicht lange, denn ein Türsteher weckt ihn. Der DJ unterbricht die Musik und wünscht ihm zynisch: "Guten Morgen!" (Louise Beltzung, Julia Grillmayr/DER STANDARD – Printausgabe, 13.12.2007)