Zwei Wochen vor Weihnachten stürzt eine landesweite LKW-Blockade Italien ins Chaos. Im ganzen Land gibt es kein Benzin mehr. An den wenigen noch offenen Tankstellen bilden sich lange Kolonnen. Auf fast allen Autobahnen verkehren seit drei Tagen keine LKW mehr. Die Folge: ernst Versorgungsschwierigkeiten auf der gesamten Halbinsel.

In den Regalen der Supermärkte werden Gemüse, Milch und Frischprodukte knapp. Die drei großen Fiat-Werke in Turin, Melfi und Termini Imerese mussten mangels Bauteilen die Arbeit einstellen und 22.000 Arbeiter heimschicken. Auch Italiens größter Nudelproduzent Barilla hat alle neun Werke geschlossen. In Mailand verkehrten am Mittwoch 150.000 Autos weniger als sonst, vielen Taxis fehlte der Treibstoff.

In der Hauptstadt Rom waren alle Tankstellen geschlossen, auch im Vatikan wurde das Benzin rationiert. Auf den großen Flughäfen wurde der Treibstoff knapp. In Kampanien musste die Müllabfuhr eingestellt werden. Fast alle Häfen des Landes werden von streikenden LKW-Fahrern blockiert. Der Fährverkehr auf die Inseln wurde weitgehend eingestellt. Am italienisch-französischen Grenzübergang in Ventimiglia stauten sich über 2000 LKW, am Mittwoch wurde auch die Zufahrt zum Frejus-Tunnel blockiert. Der Bauernverband schätzt den täglichen Schaden durch die Blockade auf zwei Millionen Euro, 4000 Tonnen Fisch konnten nicht ausgeliefert werden. Die streikenden LKW-Fahrer und kleinen Frächterorganisationen wollen bis Freitag durchhalten. Eine Dienstverpflichtung durch die Regierung ignorierten sie bisher.

Am Mittwoch bot die Regierung den Frächtern einen Kompromissvorschlag in zwölf Punkten an. Am Abend akzeptierten zwei der sieben Organisationen das Angebot und kündigten die Aufhebung der Blockade an. Die Regierung erklärte, man habe einen Kompromiss erzielt. Das Ende der gesamten Blockade stehe unmittelbar bevor. (Gerhard Mumelter, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.12.2007)