Wien - Nach dem Boom in den USA schießen nun auch in Europa die so genannten Incubator-Unternehmen aus dem Boden. Nahezu wöchentlich nimmt ein neuer Incubator seinen Betrieb und die Suche nach vielversprechenden neuen Gründungsideen auf. Diese "Brutkästen" der New Economy haben sich darauf spezialisiert, Konzepte für Unternehmensgründungen im Bereich der neuen Technologien auf ihre Erfolgschancen hin zu sondieren und diese gegebenenfalls als Berater und Kapitalgeber bis zur Marktreife zu begleiten. Im Gegensatz zu klassischen Venture Capital-Gebern dringt ein Incubator jedoch tiefer in das Unternehmen ein und übernimmt zahlreiche Unternehmensaktivitäten von Controlling bis Marketing. Das Spektrum der Dienstleistungen für die Internet-Startups umfasst oft auch die Bereitstellung von Räumlichkeiten und technologischer Infrastruktur, wie PCs und einer Netzwerkanbindung. Darüber hinaus greifen viele Incubatoren ihren Schützlingen aber noch mit begleitenden Leistungen - von technischem Know-how, über Controlling, Marketing bis Public Relations - unter die Arme. "Junge Firmen kennen oft nicht die richtigen Leute, unsere Aufgabe ist es, hier die Kontakte zu Vertriebspartnern und Medien zu knüpfen", sieht legend.at-Geschäftsführer Erwin Kreuzer etwa eine Hauptaufgabe im gezielten Lobbying und Networking. Positionierung und Markteintritt "Wir helfen den Unternehmen ihre Positionierung heraus zu arbeiten und einen entsprechenden Markteintritt zu gestalten. Das reicht von Consulting-Leistungen, dem Aufbau eines Kooperationsnetzwerks bis zu einem Interims-Management", skizzierte der Marketing-Stratege der Berliner Venturepark Incubator AG, Christian Bachem, den Tätigkeitsbereich seines Unternehmens. "Unsere Kernaufgabe ist es mit diesen Instrumenten das Potenzial vielversprechender Unternehmen zu beschleunigen", so Bachem. In einer ersten Phase werden die Konzepte für Gründungen selektiert und auf ihr Erfolgspotenzial geprüft. "In dieser Phase prüfen wir auch, ob und in welchem Umfang wir uns an einer Neugründung beteiligen", so Venturepark-Experte Bachem. In der anschließenden "Seed-Phase" sollen die Gründungen unter der Obhut des Incubators zur Markreife geführt werden. Der Zeithorizont dieser Phase liegt laut Bachem bei rund sechs Monaten. Schlussendlich folgt im Erfolgsfall der so genannte "Exit", das Unternehmen wird aus der Schützenhilfe des Incubators entlassen um selbständig auf dem Markt und oft auch an der Börse zu reüssieren. "Viele Incubatoren begleiten ihre Unternehmen aber auch nur bis zur ersten Finanzierungsrunde, es folgt in der Regel die zweite und dann der Exit", so Bachem. Zwei unterschiedliche Ansätze Hinsichtlich der Auswahl der Startups lassen sich zwei Ansätze unterscheiden. Auf der einen Seite stehen Incubatoren, die Privatpersonen als potenzielle Unternehmensgründer bei der Implementierung ihrer Startup-Idee zur Seite stehen. "Auf dem Gebiet dieser Startups, vornehmlich aus dem studentischen Bereich, ist eine gewisse Sättigung eingetreten. Nach den vielen erfolgreichen Konzepten, konstatieren wir, dass die Qualität der Ideen - abgesehen von erfolgreichen Ausnahmen - im Schnitt bereits nachgibt", so Bachem. Der zweite Ansatz besteht in der Fokussierung auf die Internet-Spin-Offs (Internet-Abspaltung) etablierter Konzerne. "Die großen Konzerne der Old Economy sehen jetzt, dass kein Weg an den neuen Technologien vorbei führt", begründet Bachem das große Potenzial in diesem Bereich. Doch nur ein Teil der derzeit boomenden Incubator-Firmen wird auch langfristig von diesem erwarteten Potenzial profitieren können. Experten erwarten nach dem ersten Gründerboom eine baldige Konsolidierungswelle, aus der nur wenige Incubatoren als Sieger hervorgehen werden. "Es gibt derzeit eine Inflation an Incubatoren, letztlich wird es nur ein Teil schaffen auch erfolgreiche 'Exits' zu produzieren", meint etwa Erwin Kreuzer. Ein vitaler Faktor für den langfristigen Erfolg sei hier vor allem ein breites Portfolio an Erfolg versprechenden Schützlingen. "Viele Incubatoren werden von ihren Ventures aufgefressen", umreißt Bachem ein typisches Problem, "sie sind einem schnell wachsenden Startup so stark verpflichtet, dass sie nicht mehr die Energie haben, neue Startups zu betreuen", so der Experte. (APA)