Stuttgart - Macht und Missbrauch des Mediums Film im Nazi-Staat will eine neue Sonderausstellung in Stuttgart erklären. Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg widmet sich dem antisemitischen Hetzfilm "Jud Süß" von 1940. Ziel sei es, das perfide Nazi-Machwerk zu enttarnen, sagte Ausstellungsleiterin Paula Lutum-Lenger am Donnerstag in Stuttgart. Anhand von sechs Ausschnitten werden die Wirkungen und die direkten Folgen der Filmvorführungen in den Jahren 1940/41 dokumentiert. Gezeigt werden Plakate, Drehbücher, Druckwerke und Filmgeräte aus den Studios in Babelsberg.

Hintergrund

Der von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in Auftrag gegebene Film "Jud Süß" bedient sich der historischen Figur des württembergischen Finanzrates Joseph Süß Oppenheimer. Nach dem Tod seines Auftraggebers und Förderers, Herzog Karl Alexander von Württemberg, wurde er vor rund 270 Jahren abgeurteilt und 1738 als Opfer eines Justizmordes vor den Toren Stuttgarts hingerichtet. Die Geschichte Oppenheimers fand sich immer wieder in Kunst und Literatur, eine eindeutig antisemitische Stoßrichtung erhielt sie mit dem Nazi-Film. 20 Millionen Menschen sollen ihn allein in Deutschland gesehen haben, Goebbels lobte ihn als "ersten wirklich antisemitischen Film".

Der Film steht heute unter Vorbehalt und darf nicht unkommentiert gezeigt werden. 16 Mal wird er in Stuttgart komplett gezeigt, jeweils mit Einführung und anschließender Diskussion. Die Sonderausstellung "Jud Süss - Propagandafilm im NS-Staat" ist bis 3. August 2008 im Haus der Geschichte Baden-Württemberg zu sehen. Zahlreiche Vorträge und weitere Filmvorführungen ergänzen das Rahmenprogramm. (APA/dpa)