Mattersburg - Am Freitag wird wieder so etwas wie ein Feiertag sein in Mattersburg. Denn die Wiener Austria hat sich angesagt, um 19.30 Uhr und live in Premiere wird Schiedsrichter Brugger das letzte Heimspiel des Jahres anpfeifen. Und wenn die Austria sich angesagt hat, dann wird vielleicht auch Kapitän Didi Kühbauer zufrieden sein können mit dem Publikum, dessen deutliche Schrumpfung ihn unlängst zu sehr deutlichen Worten verleitete, die sich unversehens zu einer Rüge, ja Schelte formierten.

Eine kleine Stadt

Mattersburg-Obmann Martin Pucher möchte sich dem nicht ganz anschließen. Natürlich ist auch ihm nicht entgangen, dass das 3:3 gegen Altach zuletzt nur knapp 4800 erlitten. Aber er sagt: "Wir sind eben im Alltag angekommen. Eine Stadt wie Mattersburg mit ihren nicht einmal 7000 Einwohnern darf sich nicht mehr erwarten."

Die Euphorie, welche die ganze Gegend durch die zweite Liga hinauf in die erste getragen hat, ist augenscheinlich vorbei. Etwas überraschend, gewiss, immerhin hat die Mannschaft gerade die erfolgreichste Saison der Klubgeschichte absolviert, im Europacup eine Runde überstanden, sich in die Tabellenspitze hineingespielt und zu Meisterschaftsbeginn phasenweise sehr sehenswerten Fußball geboten, weit entfernt vom gängigen Klischee der ruppigen Holzhackerbuam.

Dass Franz Lederer, der Coach, mittlerweile der dienstälteste Trainer der Bundesliga ist, ist ja kein Zufall oder gar einem sentimentalen Lokalpatriotismus zu verdanken. Lederer, so sieht es auch der Obmann, hat eine nachvollziehbar gute Arbeit abgeliefert.

Spricht man ihn auf jene Punkte an, auf die er selbst im Rückblick stolz sein könne, meint Lederer: "Den Einbau der Jungen." Unter seiner Anleitung haben sich Christian Fuchs und Cem Atan zur sogenannten Mattersburger Flügelzange entwickelt, die dem Spiel so intensiv den Stempel aufdrückte, dass nun, da die beiden verzweifelt ihrer Form nachlaufen, die Mannschaft in einen Negativlauf mit sechs sieglosen Partien geraten ist. Den zu stoppen, hat man sich für den Freitag vorgenommen. Und weil die Austria vor spiegelgleichen Problemen steht, wären die Voraussetzungen für einen sehenswerten Schlagabtausch gegeben.

Der Blick des Franz Lederer geht über die Winterpause freilich hinaus. Denn der Alltag, in dem die Protagonisten des ballesterischen Märchens mittlerweile gelandet sind, zwingt auch den Trainer zu Adaptionen. Der Einbau von drei Individualtrainern, der Aufstieg der Amateure in die Regionalliga, die Gründung einer Akademie, all das veränderte das Berufsbild des Chefcoaches.

Eine verzahnte Arbeit

Lederer spürt, sagt er, dass er allmählich weniger ein Mannschaftstrainer ist als ein Koordinator aller sportlichen Belange, eine Art Manager, der durch verzahntes Arbeiten zum Beispiel endlich das leidige Systemproblem - der SVM hat immer noch Probleme, vom sturen 3-5-2 abzuweichen - in den Griff kriegen will. Schon den Jungen will er systematische Flexibilität beibringen. Und so den laufenden Einbau junger Kicker in Fluss bringen.

Denn der Alltag, in dem das Wunder SVM mittlerweile angekommen ist, weist dem Verein einen eindeutigen Platz zu: Ein Lieferant zu sein. Nicht einer, der geliefert bekommt wie - nur zum Beispiel - Salzburg. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 14. Dezember 2007)

Bundesliga (23. Runde):
  • SV Mattersburg - Austria Magna (Pappel-Stadion, 19.30 Uhr/live Premiere Österreich, Schiedsrichter Brugger). Saison-Resultate 2006/07: 1:3 (auswärts), 1:0 (heim), 1:1 (a), 3:1 (h); 2007/08: 0:1 (h), 2:2 (a)

    Mattersburg: Borenitsch - Mravac, Sedloski, Pöllhuber - Atan, Kühbauer, Mörz, Schmidt, Fuchs - Naumoski, Jancker. Ersatz: Almer - Pauschenwein, Mansberger, Kovrig, Th. Wagner, Csizmadia, Lindner. Es fehlt: Bürger (rekonvaleszent)

    Austria: Fornezzi - Standfest, Ertl, Bak, Troyansky - Mair, Metz, Blanchard, Acimovic - Lafata, Okotie. Ersatz: Kuru - Majstorovic, Lasnik, Sulimani, Gorgon, Grünwald. Es fehlen: Aigner (gesperrt), Safar, Kuljic, Gercaliu, Sariyar, Schiemer, Radomski, Vachousek, Pichlmann (alle verletzt)