Arge Kultur Salzburg: Innovative Architektur mit groben Produktionsmängeln. Wegen der Akustik können nicht mehrere Räume gleichzeitig bespielt werden.

Foto: Arge Kultur

Aufgrund so gut wie nicht behebbarer Baumängel wird das 2005 fertiggestellte Haus nie voll funktionsfähig werden, bestätigt ein Akustikgutachter.

Salzburg – "Wir müssen davon ausgehen, dass die Baumängel nicht sanierbar sind." Daniela Gmachl, Geschäftsführerin der Salzburger Arge Kultur, hat ihre Zuversicht längst verloren: Das vor rund zwei Jahren eröffnete neue Haus der Arge Kultur dürfte bis auf weiteres nicht voll funktionsfähig bleiben. Diese Bilanz werde aller Voraussicht nach aus einem bautechnischen Gutachten zu ziehen sein, für das kommende Woche die Schlussbesprechung angesetzt sei, so Gmachl.

Wie vom Standard wiederholt berichtet, weist das rund vier Millionen Euro teure Bauwerk, welches das legendäre Kulturgelände Nonntal ersetzt hatte, massive Mängel auf. Das Funktionskonzept, das die gleichzeitige Bespielbarkeit von mehreren Proberäumen vorgesehen hat, scheitert an der Akustik: Musik aus den Proberäumen überträgt sich auch in andere Kurs- und Seminarräume. Auch Proben sind so gut wie unmöglich, während im großen Saal Veranstaltungen stattfinden.

Wie Gmachl im Standard-Gespräch ausführt, entgingen der Arge Kultur dadurch jährlich direkte Mieteinnahmen in der Höhe von rund 25.000 Euro. Noch einmal so viel verliere der Verein, weil viele Projekte erst gar nicht in Angriff genommen werden könnten.

Rechtliche Handhabe hat der Kulturverein übrigens keine. Bauherr ist die Stadt Salzburg beziehungsweise eine ausgegliederte städtische Gesellschaft. Die Arge Kultur ist nur Mieterin. Um zu klären, wer für den Pfusch die Verantwortung trägt und eine Sanierung zu bezahlen hätte, also "wann hat wer die Warnpflicht verletzt", habe man den Tiroler Akustikexperten Karl Bernd Quiring als Gutachter engagiert, berichtet Gmachl. Sein Resümee werde aber wohl sein, dass eine Behebung der Mängel so gut wie unmöglich ist.

Das Sachverständigengutachten ist übrigens nicht die erste Initiative zur Klärung der Verantwortlichkeiten. Die VP-Gemeinderatsfraktion hatte bereits Mitte vergangenen Jahres das Kontrollamt mit einer Prüfung der Vorgänge rund um den Kulturhaus-Neubau beauftragt. Heute, rund eineinhalb Jahre später, liege noch immer kein Bericht vor, kritisiert die Susanne Seyr, VP-Vertreterin im Kontrollausschuss des Gemeinderates.

Externer Zubau

Für die öffentlichen Hände ist die Causa freilich auch jetzt schon nicht billig: Die Stadt Salzburg hat ihren Subventionsbeitrag um jährlich 30.000 auf 435.000 Euro erhöht; das Land hat um 5000 Euro aufgestockt. Auch das Gutachten geht zulasten der Stadt.

Die Expertise von Akustikexperten Quiring soll aus Sicht der Arge Kultur nun die Basis für eine "konsensuale Lösung des Problems" gemeinsam mit der Stadt bilden, hofft Gmachl. Ein mögliches Szenario habe der Salzburger Architekt Hans Schmidt entworfen. Wie Schmidt auf Anfrage des Standard bestätigt, habe er den Zubau externer Proberäume vorgeschlagen. Schmidt gilt in Sachen Kulturbauten als besonders erfahren; unter anderem zeichnet er für die Architektur des Rockhouse verantwortlich. Kosten oder gar Finanzierung stehen aber noch in den Sternen.

Allen bautechnischen Verwerfungen zum Trotz können die beiden künstlerischen Leiter der Arge, Marcus Hank und Markus Grüner, für 2007 eine solide Bilanz ziehen. Rund 33.000 Menschen besuchten Veranstaltungen der Arge Kultur. Im Mittelpunkt des Programms für 2008 steht die von der Arge Kultur selbst produzierte, multikulturelle Medienperformance "Guerillas im Nebel – kein Aufstand in Sicht". (Thomas Neuhold / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.12.2007)