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„Ich bevorzuge keine eitlen Manager, sondern welche, die sachorientiert arbeiten“, sagt Peter Michaelis.

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STANDARD: Können Sie ausschließen, dass die AUA an die Lufthansa verkauft wird?

Peter Michaelis: Der Vorstand der AUA setzt auf eine Stand-alone-Variante. Er hat den Auftrag, weitere Potenziale zu heben. Wir vom Aufsichtsrat gehen davon aus, dass die Stand-alone-Variante ein tragfähiges Konzept ist. Aber wir müssen uns Jahr für Jahr anschauen, ob dieses Konzept auch tatsächlich zu erfüllen ist.

STANDARD: Schließen Sie aus, dass es im AUA-Vorstand zu weiteren Veränderungen kommt?

Michaelis: Ich habe keine Signale, dass ein Vorstandsmitglied weggehen will. Entscheidend ist ja nicht, dass im Vorstand exzellente Einzelkämpfer sitzen, sondern, dass das Vorstandsteam funktionsfähig ist.

STANDARD: Sind Sie mit der Performance des bestehenden Vorstandes zufrieden?

Michaelis: Manager muss man am Ergebnis messen. Alfred Ötsch und Thomas Kleibl haben die Kapitalerhöhung gut hingebracht, und die Zahlen bis zum dritten Quartal sind besser als erwartet. Ich hoffe, dass bis Jahresende 2007 das Versprechen, mit einem positiven operativen Ergebnis über die Ziellinie zu fahren, gelingt.

STANDARD: Sie haben anlässlich Ihrer Vertragsverlängerung über das Jahr 2010 hinaus gesagt, Sie seien bereit für weitere Privatisierungen. Von dieser Regierung sind in den nächsten drei Jahren aber keine zu erwarten. Wen oder was haben Sie gemeint, sich selbst?.

Michaelis: (lacht) Das ist auch eine Idee, dass man die ÖIAG selbst an die Börse bringen könnte. Spaß beiseite. Es ist richtig, im Regierungsprogramm steht kein Privatisierungsauftrag. Wenn Sie sich aber die Post-Privatisierung ansehen, die war im Regierungsprogramm so nicht vorgesehen, also über die Börse. Da haben wir bei der Regierung Überzeugungsarbeit geleistet – und die Post wurde mit Erfolg über die Börse verkauft, wie ich meine. Genauso sehe ich das auch für das Restportfolio der ÖIAG. Wenn wir erkennen sollten, dass ein nächster sinnvoller Privatisierungsschritt möglich ist, würden wir an die Regierung herantreten.

STANDARD: Für Botschaften wie diese scheint Bundeskanzler Gusenbauer derzeit nicht sehr empfänglich. Was meinen Sie konkret?

Michaelis: Zum Beispiel die Telekom Austria. Sie hat ein Aktienrückkaufprogramm gemacht und das Kapital herabgesetzt. Dadurch ist unser Anteil von 25,2 auf über 27 Prozent angestiegen. Sollte ein weiterer Schritt in diese Richtung angedacht werden und sich dadurch die ÖIAG wieder Richtung 30 Prozent entwickeln, würde es der Kapitalmarkt nicht goutieren, dass sich der Staatsanteil weiter erhöht. Das wäre ein klassischer Fall, wo ich der Regierung sagen würde, hier könnte man sich von drei, vier Prozent wieder trennen.

STANDARD:: Beim nächsten größeren Zukauf bräuchte die Telekom ohnehin eine Kapitalerhöhung, und die ÖIAG kann Ihren Anteil verwässern lassen. Wollen Sie sich dieses Spielraums vorzeitig berauben?

Michaelis: Natürlich nicht. Ich möchte aber die Liquidität erhöhen und dem Kapitalmarkt das klare Signal geben, dass der Staat nicht beabsichtigt, seinen Anteil zu vergrößern.

STANDARD: Sind Aktienrückkäufe die einzige Möglichkeit, um die Telekom-Aktionäre bei der Stange zu halten? Genügt das als Strategie gegen die massiven Rückgänge im Festnetz?

Michaelis: Sehr berechtigte Frage. Nach dem Zukauf in Weißrussland wurde das Aktienrückkaufprogramm eingestellt. Die Frage stellt sich daher nicht. Was das Festnetz betrifft, haben Sie recht, da gilt es, die Telefonierückgänge mit Breitbandinternet aufzufangen. Denn es hat große Bedeutung für die sichere Datenübertragung. Mit dem TV-Angebot sehe ich die Telekom da auf gutem Weg.

STANDARD: Frei nach dem Motto "In irgendeinem Schurkenstaat wird sich schon ein Kaufobjekt finden"? Oder im Secondhandshop Schlaff?

Michaelis: Wenn Ihre Frage dahin gehen sollte, wie ich die Risiken einer solchen Investition einschätze, dann zwei Dinge: Die Telekom hat ein wirklich sehr gutes Team, das in den osteuropäischen Staaten diese Akquisitionen tätigt und alle Implementierungsschritte geleistet hat. Die Telekom weiß also, wie man in schwierigem politischen Umfeld solche Aktivitäten erfolgreich umsetzt. Zweitens wird auch der weißrussische Staat sehr daran interessiert sein, zu dokumentieren, dass es Sinn macht, dort zu investieren. Wir haben da eine Vorreiterrolle. Deshalb bleiben ja auch die Altbesitzer eine Zeitlang drinnen in der MDC.

STANDARD: Stichwort Post: Die braucht angesichts des Fallens des Briefmonopols wohl dringend eine Restrukturierung, nicht eine Privatisierung. Das Sparpaket mit der Streichung von 360 Vollzeitstellen wird nicht reichen, oder?

Michaelis: Man muss die Kirche im Dorf lassen. Die Post hatte 2001 ein Ergebnis vor Steuern von elf Millionen Euro, und jetzt bewegen wir uns zwischen 150 und 160 Millionen. Das Management hat in Summe also bewiesen, dass es Veränderungsprozesse wirklich beherrscht. Mit dem Kauf von Transoflex wurde das Paketgeschäft auch auf eine breitere Basis gestellt. Dass uns jetzt im Inland zwei große Versandhäuser wegfallen, ist sehr bedauerlich. Deshalb die Kompetenz dieses Vorstands infrage zu stellen, wäre das falsche Signal. Das gestern präsentierte Konzept ist sehr überzeugend, das Paketgeschäft wird auf eine neue Basis gestellt.

STANDARD: Und deshalb braucht die Post unbedingt ein fünftes Vorstandsmitglied?

Michaelis: Nein, das Paketgeschäft gewinnt im In- und Ausland an Bedeutung, und deshalb meinen wir – vor dem Hintergrund des doch sehr herausfordernden Wettbewerbsumfelds – dass es richtig ist, doch nicht einen der bestehenden Vorstände damit zu betrauen, sondern einen neuen. Insgesamt braucht die Post nach den vielen Zukäufen jetzt eine Konsolidierungsphase. Danach könnte man über einen nächsten Privatisierungsschritt nachdenken, warum nicht.

STANDARD: Suchen Sie einen potenziellen Nachfolger für Post-Chef Anton Wais, der 2011 wohlverdient in Pension gehen wird?

Michaelis: Wir suchen jemanden, der hochqualifiziert ist, internationale Erfahrung hat und den Bereich Paket und Logistik führen kann. Sollte bei den jüngeren Vorstandsmitgliedern das Potenzial da sein, eines Tages auch als CEO zur Debatte zu stehen, dann wäre das generell sehr erfreulich. (Claudia Ruff, Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.12.2007)