Boston - Welche Auswirkung Übergewicht in der Kindheit auf Herzerkrankungen im Erwachsenenalter hat, haben kalifornische Mediziner anhand von US-Daten kalkuliert: Basierend auf den Zahlen übergewichtiger Heranwachsender aus dem Jahr 2000 rechnen die Forscher damit, dass im Jahr 2020 bis zu 37 Prozent der 35 Jahre alten Männer und bis zu 44 Prozent der gleichaltrigen Frauen fettleibig sein werden.

Diesen Menschen drohen mehr chronische Brustschmerzen, Herzinfarkte und Todesfälle noch vor dem Alter von 50 Jahren, wie die Mediziner um Kirsten Bibbins-Domingo von der Universität von Kalifornien in San Francisco im "New England Journal of Medicine" schreiben. Im Vergleich zur gegenwärtigen Situation werde die Zahl der Herzerkrankungen bis zum Jahr 2035 um bis zu 16 Prozent steigen, die Zahl der durch hohes Gewicht verursachten Herz-Kreislauf-Todesfälle um bis zu 19 Prozent.

"Die Heranwachsenden von heute sind die jungen Erwachsenen von morgen", betont Bibbins-Domingo. "Diese Studie zeigt, wie wichtig es ist, Fettleibigkeit schon im Kindesalter zu verhindern." Gegenwärtig gelten in den USA offiziell mehr als neun Millionen Kinder und Jugendliche als übergewichtig, der Anteil hat sich seit 1970 verdreifacht. Studien zufolge werden 80 Prozent der übergewichtigen Kinder später fettleibig.

Forderung

In Großbritannien haben indessen Forscher erklärt, dass das Problem, dass immer mehr Menschen unter Fettsucht leiden, nicht nur durch das Ermutigen zu gesünderer Ernährung und mehr Bewegung gelöst werden könne. Sie fordern, dass die Regierungen anspruchsvollere Konzepte entwickeln. Arbeitsbedingungen, Unterstützungen für Nahrungsmittel, Stadtplanung und Werbebeschränkungen sind von entscheidender Bedeutung schreiben die Forscher im British Medical Journal.

Die Planung von Städten könnte eine entscheidende Rolle dabei spielen, die Menschen dazu zu ermutigen wieder mehr zu Fuß unterwegs zu sein und das Auto stehen zu lassen. Diese Faktoren spielten vor allem bei Menschen eine Rolle, die in sozial benachteiligten Gebieten wohnten. Gerade sie würden so noch mehr in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Die Wissenschaftler verweisen auf das Beispiel Norwegen. Dort wird eine Kombination aus finanzieller Unterstützung, Beeinflussung der Preise und klare Ausschilderung der Inhaltsstoffe auf den Lebensmitteln selbst eingesetzt. (APA/AP/pte)