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Foto: APA/dpa/Boris Roessler
So lassen sich die Ergebnisse der aktuellen Umfrage zum Thema zusammenfassen: Für 35 Prozent der Angestellten und 52 Prozent der Selbstständigen bedeutet "Scheitern", die Arbeit verloren zu haben. Nur zehn Prozent verbinden diesen Begriff mit "Einsamkeit", kein "soziales Netz haben", "keine Familie, keine Freunde haben". Gallup hat dazu im Auftrag des Wirtschaftsclubs 1031 repräsentativ befragt.

Umgekehrt gefragt

Dass dieser Tabubegriff, mit dem niemand behaftet sein will, so stark wirtschaftlich gesehen wird, ist interessant. Aber – umgekehrt gefragt: Was macht denn ein gelungenes Leben aus? Das Gefühl von Freiheit in Geborgenheit? Freunde? Geliebte Menschen? Ein toller Job? Folgt man den Umfrageergebnissen zum "Scheitern", dann besteht ein gelungenes Leben überwiegend aus einem tollen Job mit gutem Ansehen.

Weil als "gescheitert" betrachtet wird, wer aus der ökonomischen Passgenauigkeit gefallen ist. Was bedeutet das? Wenn die Fassade stimmt, dann ist alles andere offenbar weniger schlimm: In der Lebensmitte ohne echte Freunde in Einsamkeit dazustehen wird kaum als "Scheitern" betrachtet. Wie passt das zur Tatsache, dass Depression die "Volkskrankheit Nummer eins" ist? Wie passt das zur Burn-out-Epidemie?

Nicht gesellschaftsfähig

Der Verdacht liegt nahe, dass da grob etwas nicht stimmt. Scheitern – nicht einmal bloß wirtschaftlich betrachtet – ist überhaupt nicht gesellschaftsfähig. Obwohl ohne ein solches "Versagen" oder "Abschließen" ein Neubeginn kaum möglich ist. Weder äußerlich noch innerlich. "Wer nur in der Sonne wandert, kommt nie an", sagt ein japanisches Sprichwort. Vielleicht trägt die neue Broschüre des Wirtschaftsclub 1031 zum Thema (zu bestellen unter d.hirtl@iv-net.at zu ein wenig mehr Spielraum beim wirtschaftlichen Scheitern bei. (Karin Bauer, STANDARD, Printausgabe, 15./16.12.2007)