Schade, dass Kafka den Roman "Der Brief" nicht geschrieben hat. Inhalt: Lothar B. erhält einen Brief der Post mit der Frage, ob seine Adresse die richtige sei und ob er daheim Reptilien halte. Nein, die Adresse ist die falsche. Und er hat panische Angst vor Schlangen. Nun beginnt er, nach dem obskuren Absender zu forschen. Bevor wir über das Buchende spekulieren, hier die wahre Begebenheit:

Vor einigen Tagen brachte ein Briefträger bei Lothar B. einen Brief der Post vorbei. Darin ein Fragebogen, wie man die Qualität des Zustelldienstes erhöhen könnte. Hinweis: "Kontrollieren Sie bitte die Adresse, die wir von Ihnen haben." - Ergebnis: Haus- und Türnummer falsch! Der Zustelldienst stellt also falsch adressierte Briefe richtig zu. Wie kann da seine Qualität noch erhöht werden? Im Fragebogen erkundigt sich die Post, ob Lothar gerne ans Meer fährt, ein Haus bauen will, Reptilien halte, u. v. m. Sein Verdacht: "Die falsche Anschrift war nur ein Trick, damit ich sie korrigiert zurückschicke und meine Interessen verrate."

PS: Bei Kafka wäre Lothar B. nach Jahren des behördlichen Irrlaufs auf der Suche nach einer Adresse der (gar nicht existierenden) Post AG in einem Schlangenteich ertrunken. (Daniel Glattauer/ DER STANDARD, Printausgabe, 15.12.2007)