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Foto: APA/dpa/Rolf Vennenbernd
Die Frage nach der Work-Life-Balance ist in aller Munde - aber falsch gestellt. Suggeriert sie doch, dass Arbeit etwas anderes ist als Leben, und das eine nur auf Kosten des anderen reüssieren kann. Die subjektive Bedeutung, die die Arbeit im Vergleich zu Freunden und Familie einnimmt, geht kontinuierlich zurück. Dies gilt aber nicht für die Eliten.

Menschen, die in ihren Karrieren objektiv Erfolg haben und damit auch zufrieden sind, sehen das anders: In unseren Daten zeigt sich ein starker Zusammenhang zwischen Arbeitszentralität, Arbeitseinsatz und Karriereerfolg.

Höherer Stellenwert

Der Job hat bei jenen, die mehr verdienen oder mit ihrer Karriere zufriedener sind, einen höheren Stellenwert. Sie arbeiten mehr und investieren mehr Energie in den Beruf. Ein paar Zahlen: Wirtschaftsakademiker, die in ihrem ersten Karrierejahrzehnt an die 60 Stunden wöchentlich arbeiten, verdienten in den 90ern rund 50.000 Euro brutto im Jahr. Jene, die zwischen 40 und 50 Stunden angaben, lediglich 38.000 Euro.

Mehr Arbeit - mehr Erfolg

Auch für die jüngere Kohorte, die nach 2000 in den Job eingestiegen ist, gilt: Wer länger arbeitet und den Job wichtiger nimmt, hat mehr Erfolg und ist zufriedener - zumindest mit dem Beruf.

Das gilt stärker für Männer als für Frauen. Was nicht heißt, dass erfolgreiche Frauen weniger arbeiten, sondern nur, dass Frauen auch mit hohem Arbeitseinsatz seltener reich und mächtig werden. Jedenfalls lässt sich mit einer freizeitorientierten Schonhaltung keine Karriere machen.

Ohne Fleiß ...

Es sind aber ganz unterschiedliche Effekte, die hinter diesen Daten liegen: Erstens kann es stimmen, dass es ohne Fleiß keinen Preis gibt. Zweitens aber kann der Preis auch zum Fleiß treiben. Eine Beförderung trägt bei manchen dazu bei, dass sie diese Entscheidung nachträglich durch besonders hohen Einsatz rechtfertigen wollen.

Dass Menschen, die viel arbeiten, ihren Job wichtig nehmen und damit auch zufriedener zu sind, weist ebenfalls in zwei Richtungen: Sie arbeiten so viel, weil es ihnen Spaß macht. Oder aber: Es muss ihnen Spaß machen, weil sie soviel arbeiten. Letzteres als Ex-Post-Rationalisierung, als psychische Schutzreaktion - es eignet sich ja nicht jeder zum Masochisten. (Michael Meyer*, DER STANDARD, Printausgabe, 15./16.12.2007)