Wien - In der "Wiener Zeitung" erhob eine Pflegerin, die anonym bleiben wollte, schwere Vorwürfe gegen das Wiener Otto-Wagner-Spital. Sie berichtet, dass in der Akut-Psychatrie Patienten in sogenannten Netz- oder Käfigbetten eingesperrt werden, wo sie oft mehr als 24 Stunden in ihren eigenen Exkrementen liegen müssten.

Vier-Punkt-Fixierungen, wobei Patienten mit Händen und Füßen mit Gurten ans Bett gefesselt werden, seinen dort üblich. Für die Bewilligung solcher Fixierungen sei normalerweise ein Arzt zuständig - die Pflegerin gibt aber an, dass in dieser Klinik schriftliche Genehmigungen mit "Blanko-Unterschrift" des Oberarztes auflägen.

Außerdem würden die Psychiatrie-Patienten oft auch in Vier- und Fünfbettzimmern untergebracht: "Wenn in der Nacht einer brüllt, wachen alle auf. Dann ist es fast unmöglich, alle zu beruhigen", berichtet die Pflegerin.

Sigrid Pilz fordert Aufklärung

Bestürzt reagierte die Gesundheitssprecherin der Grünen Wien, Sigrid Pilz, auf diese Aussagen: "Die Vorwürfe müssen unverzüglich aufgeklärt und gegebenenfalls die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Frau Wehsely, hier ist Gefahr im Verzug, sehen Sie nicht länger weg, sondern beheben Sie die Mängel", forderte Pilz.

Sie kritisierte die Fehlplanung bei der Bettenverteilung in Wien. Während es in Summe viel zu viele Akutbetten in den Spitälern gebe, herrsche in der Psychiatrie Mangel.

Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV), zu dem das Spital gehört, sagte am Samstag zu, Maßnahmen zur Überprüfung der Behauptungen einzuleiten. Noch am Donnerstag sei eine Begehung aller in Frage kommenden Stationen eingeleitet worden, bei der allerdings keiner der vorgebrachten Vorwürfe bestätigt worden sei. (red)