Rom/London/Genf - Kritisch setzten sich am Sonntag internationale Medien mit den erfolgten Beschlüssen bei der UNO-Klimakonferenz auf Bali auseinander. Zumeist wird das Ergebnis als bloß kleiner Schritt vorwärts bezeichnet.

"Corriere della Sera": Und der Berg gebr ein Mäuschen

"Eine Einschätzung ist gesichert, auch wenn es riesige Mühe macht, etwas von dieser Konferenz zu verstehen: Der kreißende Berg hat also das Mäuschen hervorgebracht. Das sei besser als nichts, so hatte der frischgebackene Nobelpreisträger Al Gore souffliert. "Seid nicht kurzsichtig." Die wirklichen Entscheidungen zum Klima könnten auf die Zeit verschoben werden, wenn der amerikanische Präsident George W. Bush aus dem Weißen Haus ausgezogen ist. Dessen Nachfolger wird also gezwungen sein, sich etwas einfallen zu lassen. Sofern es dafür noch nicht zu spät sein wird."

"La Stampa": Der kleine Schritt von Bali

"Diese Konferenz ist ein kleiner Schritt vorwärts, aber auch das nur teilweise. Vorherrschend ist der Widerstand von verantwortlichen Politikern, die von Trägheit durchdrungen sind und bezifferte Ziele für die Verringerung der Treibhausgase ablehnen. Außerordentlich ist, wie die USA, diese Ikone der Moderne, als die unbeweglichste und rückständigste der Mächte auftreten. In Bali haben sie sich aber Zorn zugezogen. Und es gibt auch nicht nur George W. Bush, sondern ein Amerika, das in der Klimafrage handeln will - 500 Bürgermeister und die Hälfte der Bundesstaaten. Bushs Regierung kann sie verachten, aber nicht übersehen."

"NZZ am Sonntag": Auf Bali vom Klimaschutz verabschiedet

"Ein Scheitern der Verhandlungen wäre daher das ehrlichere Ende der Mammutkonferenz gewesen. Die Einigung aber verschleiert, dass sich die Welt auf Bali endgültig vom Ziel verabschiedet hat, die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen. Das nämlich wäre inzwischen nur noch dann zu erreichen, wenn alle Mittel zur CO2- Einsparung genutzt würden, und zwar sofort.

In Wirklichkeit will dies aber niemand - auch nicht die Europäer. Schuld sind also nicht nur China, Indien und die USA. Die Erfahrungen mit dem Kyoto-Protokoll zeigen, dass auch klimapolitische Musterschüler ihre Reduktionsverpflichtungen im Handumdrehen ignorieren, wenn sie den eigenen Volkswirtschaften in die Quere kommen."

"Observer": Bali zeigt wenigstens Willen zum Fortschritt

"Gott sei Dank sehen die amerikanische Öffentlichkeit und einige US-Bundesstaaten es eher ein als die Regierung von George W. Bush, dass der Klimawandel katastrophale Folgen hat. Der nächste US-Präsident, egal ob von den Republikanern oder den Demokraten, wird das sicher beachten. Skeptiker sagen zu Recht, dass Bali nicht den Durchbruch geschafft hat, was die Reduzierung von Treibhausgasen angeht. Aber die Konferenz signalisiert immerhin den Willen zum Fortschritt. Wenigstens haben sich die Politiker den wissenschaftlichen Erkenntnissen über den Klimawandel angeschlossen - und damit dem wachsenden Verständnis der Öffentlichkeit, nämlich dass es sich hier um einen Notfall handelt." (APA)