Paris - Wer glaubt "Zeitkapseln" (also versiegelte Behälter, in denen Botschaften an die Nachwelt festgehalten wurden) wären ein Modephänomen unserer Tage, der irrt: Schon vor einem Jahrhundert wurde derartiges getan. Am 24. Dezember 1907 wurden in einer feierlichen Zeremonie zwei Urnen geschlossen und im Untergeschoß der Pariser Opera Garnier gelagert. Sie enthalten zwei Dutzend Schallplatten, um vom Kunstgesang der Epoche Zeugnis abzulegen. Es handelt sich dabei um Aufnahmen französischer Musiker wie Bizet, Saint-Saens und Gounod sowie italienischer Komponisten wie Rossini, Verdi und Donizetti. Unter den Interpreten befinden sich Enrico Caruso, Emma Calve und Nellie Melba. An kommenden Mittwoch sollen in nicht minder feierlichem Rahmen die Urnen wieder hervorgeholt werden - in Anwesenheit von Operndirektor Gerard Mortier und dem Direktor der französischen Nationalbibliothek, Bruno Racine. Geöffnet werden sie dann aber noch nicht, sondern erst "im Laufe des Jahres 2008 in einem sicheren und aseptischen Umfeld" (alte Kunstgegenstände mit bloßen Händen anzugreifen ist schließlich keine besonders gute Idee). Im selben Jahr sollen die Musikaufnahmen in Form einer CD des Musikverlags EMI, der Nachfolgegesellschaft von Gramophone Company, auf den Markt kommen. (APA/red)