Der Trend zu kostenlosen Open-Source-Programmen erfasst jetzt auch das Desktop-Publishing: Scribus präsentiert sich dabei als Alternative zu professionellen Layout-Programmen wie QuarkXPress und InDesign mit Preisen von rund 400 Euro. Die Software für Windows (2000/XP), Mac und Linux ermöglicht die pixelgenaue Gestaltung von Druckwerken und unterstützt das Abspeichern im PDF-Format.

Aufgeräumt

Scribus präsentiert sich nach der Installation mit einer aufgeräumten Oberfläche. Die üblichen Arbeitsschritte bei der Gestaltung eines Dokuments sind auf Anhieb verständlich. So startet das Programm mit einem Assistenten zur Einrichtung der Druckseite. Hier wird entschieden, ob man ein Layout mit einzelnen Seiten, mit Doppelseiten oder mit drei- oder vierfach gefalteten Seiten erstellen will. Auch werden Seitengröße, Ausrichtung (Hoch- oder Querformat) und Ränder festgelegt.

Mit der Maus werden Bilderrahmen auf die Seite gezogen und dort frei platziert. Ein Mausklick mit rechts auf den Rahmen öffnet den Befehl "Bild laden", so dass man nun eine auf der Festplatte vorhandene Grafik einbinden kann.

Um die Rahmengröße an das Bild anzupassen, wählt man wieder einen Befehl aus dem Kontextmenü. Für den umgekehrten Weg, ein übergroßes Bild an den Rahmen anzupassen, muss man in die «Eigenschaften» des Bilderrahmens gehen. Dort lässt sich die Größe des Bilds beliebig verändern. Um das Bild noch zu bearbeiten, kann man aus Scribus heraus die Open-Source-Software Gimp starten oder in den Programmeinstellungen ein anderes Programm eintragen.

Umgang mit Text

Ähnlich wird auch der Umgang mit Text organisiert. Der Scribus-Anwender zieht mit der Maus einen Textrahmen auf. Nun kann man eine Textdatei laden oder auch über einen Editor direkt eingeben. Scribus beherrscht den Umgang mit typographischen Feinheiten wie Geviert oder Viertelgeviert und versteht sich auf die künstlerische Gestaltung von Schrift. Text kann gespiegelt und an Pfaden ausgerichtet werden, Buchstaben lassen sich mit Grafiken füllen.

Für die Gestaltung grafischer Objekte stehen die üblichen Funktionen zum Erstellen von Polygonen oder zum Freihandzeichnen zur Verfügung. Eine fertig gestaltete Grafik kann man mit wenigen Mausklicks in einen Text- oder Bilderrahmen umwandeln.

Das Verschieben von Layout-Objekten funktioniert leider (noch) nicht mit den Cursortasten. Im Eigenschaftsfenster der Objekte können Position und Größe der Objekte aber detailliert eingestellt werden. Das Ergebnis wird sofort im Arbeitsbereich angezeigt.

1.0

Das Scribus-Projekt fand sich bereits 2001 zusammen und legte im Juli 2003 seine erste stabile Version 1.0 für Linux vor. Die führenden Entwickler um Franz Schmid und Peter Linnell verbinden Kompetenz und Erfahrung in Desktop-Publishing und Typografie mit dem Engagement für Linux und freie Software. Im Entwicklerblog ruft das Team zur Mitarbeit auf: «Wir wollen noch mehr Code-Entwickler, mehr Übersetzer, mehr Experten für die Erstellung von Paketen und Leute für das Testen von Fehlern. Springt hinein! Das Wasser ist einfach schön.»

Inzwischen gibt es die bereits rechts ausgereifte Version 1.3.4, und 1.3.5 ist in Arbeit. Die Installation ist unkompliziert, auch wenn man unter Windows und auf dem Mac erst die Unterstützung für GhostScript einrichten muss – das ist eine Technik für den Umgang mit den Seitenbeschreibungssprachen PostScript und PDF.

Der professionelle Anspruch von Scribus kommt an vielen Stellen zum Ausdruck, etwa beim Import von Photoshop-Bildern mit verschiedenen Ebenen oder in der umfassenden Unterstützung des Farbmodells CMYK, das die Druckereien anstelle des verbreiteten RGB-Modells bevorzugen. Scribus kann im Internet kostenlos heruntergeladen werden. Wer etwas mehr Unterstützung braucht, kann sich eine Ausgabe von Avanquest über Amazon.de bestellen und bekommt für 48,95 Euro zur Softwarwe auch ein Handbuch und Support.(APA/AP)