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Jacob Zuma mit dem gescheiterten Thabo Mbeki

Foto: Reuters/Sibeko

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Lange Warteschlangen vor den Abstimmungslokalen

Foto: AP /Jerome Delay

Polokwane - Auf einem Parteitag des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) haben die Delegierten den früheren Vizepräsidenten Jacob Zuma am Dienstag zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Damit haben sie deutlich gemacht, dass der umstrittene Populist den ANC in die Präsidentschaftswahlen 2009 führen soll, bei denen der amtierende Präsident und scheidende ANC-Chef Thabo Mbeki verfassungsgemäß nicht mehr kandidieren darf.

Zuma kam auf mit 2329 auf deutlich mehr Stimmen als Mbeki mit 1505 Stimmen. Bei der Abstimmung wurden auch enge Verbündete Zumas in ANC-Führungspositionen gewählt.

Die erste Kampfabstimmung an der ANC-Spitze seit 55 Jahren hatte mit eintägiger Verspätung am Dienstagnachmittag stattgefunden. Ihr vorausgegangen war ein Parteitag, auf dem die Kontrahenten und deren Anhänger einander scharf attackierten und sich der ANC zum ersten Mal in seiner Geschichte genauso tief gespalten zeigte wie die Gesellschaft Südafrikas. Mit einer Wiederwahl als ANC-Vorsitzender hatte Mbeki sich auch über seine Amtszeit hinaus Einfluss auf die Politik Südafrikas sichern wollen. Beobachter hatten den heutigen Triumph Zumas über Mbeki aber erwartet.

Wirtschaftsliberale Enttäuschung

Der Zulu-Politiker Zuma gewann vor allem die Sympathien derjenigen, die von der liberalen Wirtschaftspolitik Mbekis enttäuscht waren. Trotz einiger Erfolge dieser Politik mit stetigem Wachstum und dem Entstehen einer schwarzen Mittelklasse lebt fast die Hälfte der Südafrikaner weiter in bitterer Armut. Selbst ein aufsehenerregender Vergewaltigungsprozess, der vor zwei Jahren lediglich mit einer Rüge endete, vermochte Zuma nicht zu stoppen. Damals hatte der Politiker sich noch dazu der Lächerlichkeit preisgegeben. Er hatte vor Gericht erklärt, wegen der HIV-Infektion der Frau, mit der er geschlafen hatte, nach dem Verkehr gründlich geduscht zu haben.

Für Mbeki ist mit dieser Niederlage der politische Handlungsspielraum zwei Jahre vor dem Ende seines Mandates an der Staatsspitze erheblich eingeschränkt. Unter Zuma dürfte der ANC seiner Politik eine deutlich sozialere Ausrichtung geben. Wie sehr Mbeki die Abwahl in seiner Amtsführung als Staatschef belastet, ist unklar. So könnte er vorgezogene Neuwahlen ausrufen.

Seit dem Ende der Apartheid 1994 regiert der ANC Südafrika. Er genießt nach wie vor große Unterstützung in der überwiegend schwarzen Bevölkerung und stellt alle anderen Gruppierungen mit ihren Beliebtheitswerten klar in den Schatten. Es gilt als so gut wie sicher, dass der künftige ANC-Chef auch neuer Präsident des Landes wird. (APA/Reuters/AP/dpa)