Alles wird anders
Dieser werde seine Spuren nicht nur bei den beiden Unternehmen hinterlassen, sondern auch die gesamte Branche nachhaltig verändern. Immerhin gehe es dabei um nicht weniger als verschiedene Herangehensweisen an die Art Software zu entwickeln und auszuliefern.
Online
Die Rollen sind klar verteilt: Microsoft ist der alteingesessene Herrscher im Softwaremarkt, Google der vergleichsweise junge Herausforderer, der das Business grundlegend umbauen will. Nach der Vorstellung des Suchmaschinenexperten wird sich langfristig ein Großteil der Software in das verlagern was man selbst als "Web Cloud" bezeichnet - also hin zu Online-Anwendungen
Tiefstapler
Nach außen stapelt man freilich konsequent tief: Die Google Apps seien kein Angriff auf Microsoft Office- (und damit Kern-) Business, sondern etwas gänzlich Neues, streicht Firmenchef Eric Schmidt heraus. Sie richten sich an jene, denen herkömmliche Anwendungen schlicht zu umständlich sind, an die, die sich nicht um Virenschutz und ähnliche Ärgernisse des Desktop-Alltags kümmern wollen. Dass die Welt der Online-Anwendungen nicht für alle Anforderungen die richtige Antwort ist, ist Schmidt dabei durchaus bewusst. Für die Zukunft erwartet aber trotzdem, dass rund 90 Prozent aller BenutzerInnen in der "Web Cloud" sein werden.
Attacke
Eine Einschätzung, die man bei Microsoft für pure Fantasterei hält: "Das ist natürlich vollkommen falsch, sieht man sich an, wo der Markt momentan ist und wohin er geht", so Jeff Raikes, Microsofts Chef für die Business-Abteilung. Und wird dann noch deutlicher: Was Google hier plane sei nichts anderes als ein direkter und "arroganter" Angriff auf Microsoft, dies nur aus Eigeninteresse heraus und vollkommen an den Wünschen der BenutzerInnen vorbei. Diese wollen nämlich Desktop-Programme und nicht Online-Anwendungen, wie auch die 500 Millionen Office-UserInnen verdeutlichen würden.
Hoher Einsatz
Was die BenutzerInnen wirklich wünschen, wird wohl erst die Zeit zeigen, klar ist aber, dass es für Microsoft um nicht gerade wenig geht: "Das Google Modell versucht im Kern die Regeln der Softwarewelt zu verändern", so die Einschätzung von David B. Yoffie, Professor an der Harvard Business School. Gelingt dies, könnte Microsoft ein großer Teil seines Geschäftsmodells wegbrechen.
Erweiterung
Was natürlich nicht heißt, dass man bei Microsoft so rein gar nicht an den Erfolg von Online-Services glaubt - immerhin bewegt man sich ja selbst zunehmend in diese Richtung. Allerdings hat man dabei einen anderen Weg gewählt: Geht es nach den Redmondern sollen Online-Services eher eine Erweiterung für die eigenen Desktop-Angebote sein, als ein Ersatz.
Zwickmühle
Eine Position, die jedoch nicht ganz freiwillig gewählt ist, schließlich befindet sich der Softwarehersteller in einer schwierigen Position: Pusht man das Thema Web-Anwendungen zu sehr, könnte dies dazu führen, dass man sich das eigene Geschäft abgräbt. Bewegt man sich zu langsam, besteht die Gefahr, dass man hoffnungslos hinter Google herhinkt.
Langfristig
Wirklich Sorgen muss man sich um Microsoft klarerweise noch nicht machen, ein Riese von solchen Ausmaßen stürzt nicht so schnell. Und immerhin haben in der Vergangenheit schon einige Unternehmen versucht, sich mit den Redmondern anzulegen - und alle sind sie kläglich gescheitert. Vielleicht ist dies auch einer der Gründe für Schmidts zur Schau gestellte Zurückhaltung, war er doch selbst in der Vergangenheit bei mehreren davon - etwa Sun und Novell - in leitender Position tätig.
Anders
Das heißt allerdings nicht, dass man sich bei Microsoft in Sicherheit wiegen kann. Denn Google ist ein Herausforderer, wie man ihn in Redmond noch nie hatte: Groß, schnell wachsend und ein regelrechter Magnet für die Top-Talente der Computer-Industrie. Und einer der das Geschäft von Microsoft nicht nur in einem Bereich angreift.
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