Eine operative Einheit der Polizei soll die Ermittlungen zur sogenannten Sauna-Affäre noch einmal durchleuchten. Das kündigte der Wiener Polizeipräsident Peter Stiedl am Montag im Gespräch mit der APA an. Dabei soll es aber nicht um das Inhaltliche der Amtshandlung gehen, sondern die Formalkriterien werden überprüft. "Dabei geht es beispielsweise um die Frage: Wurden Berichtspflichten eingehalten?", sagte Stiedl.

"Ich denke, die operative Einheit sollte nicht im Bereich der BPD Wien angesiedelt sein", meinte der Polizeipräsident. "Das ist aber nur eine Empfehlung an meinen Nachfolger", betonte Stiedl, der mit Jahresende in Pension geht. Ob KD 1-Chef Roland Frühwirth mit weiteren Maßnahmen rechnen müsse? "Dafür ist es noch viel zu früh."

HintergrundB

Die Kriminaldirektion (KD) 1 hatte gegen Wolfgang B., den Betreiber des als FKK-Sauna getarnten Bordells "Golden Time", monatelang intensiv wegen Menschenhandels, grenzüberschreitender Prostitution und Zuhälterei ermittelt. Der 43-Jährige, der wochenlang in U-Haft saß, und fünf Mitangeklagte wurden allerdings Anfang Mai 2007 im Wiener Straflandesgericht von sämtlichen Anklagepunkten freigesprochen.

In Folge einer persönlichen Bekanntschaft war der damalige interimistische Leiter der kriminalpolizeilichen Abteilung, Ernst Geiger, mit Wolfgang B. ebenfalls ins Visier der Ermittler in der Sauna-Affäre geraten und wurde schließlich wegen Verrats eines Amtsgeheimnisses - er soll Wolfgang B. vorab einen Razzia-Termin in dessen Etablissement verraten haben - in erster Instanz abgeurteilt. Der Spruch wurde in zweiter Instanz aus formalen Kriterien wieder aufgehoben.

In einem in der Vorwoche der APA zugespielten Bericht des Büros für Rechtsfragen und Datenschutz der Bundespolizeidirektion Wien hieß es, die polizeilichen Ermittlungen in der sogenannten Sauna-Affäre wurden geführt, "obwohl von der Verdachtslage gesehen dafür keine objektiven Anhaltspunkte bestanden haben". Vielmehr wurden "anonyme Anzeigen zum Zwecke des Aufbaus einer Verdachtslage fingiert".

Stiedl bestätigte, dass er diesen Bericht noch nicht autorisiert habe. Er habe ihn selbst erst am Mittwoch erhalten und werde ihn selbstverständlich autorisieren. Es werde noch "geringfügige Ergänzungen" geben. (APA)