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Schlingensief in seiner Ausstellung im Zürcher Migros Museum

Foto: AP /Keystone, Eddy Risch
Berlin - Der Regisseur Christoph Schlingensief will dem Sprechtheater endgültig den Rücken kehren und macht dies "ausgesprochen gerne". "Theater war doch nie mein Ding", sagte Schlingensief, der mehrere Jahre an der Berliner Volksbühne bei Frank Castorf arbeitete und seine berufliche Laufbahn als Filmregisseur angefangen hatte ("Das Deutsche Kettensägenmassaker"), dem Kunstmagazin "Monopol" (Januarausgabe).

"Dieses blöde Nachvorneglotzen. Diese angestrengten Typen, die meinen, sie wären heute Abend Hamlet und morgen Faust. Ich kenn' sie alle aus der Kantine, sie saufen und erzählen von früher, als sie noch so toll waren." Der aus Oberhausen stammende und in Berlin lebende 47-jährige Regisseur will sich verstärkt der Bildenden Kunst widmen, als Regisseur aber im Musiktheater aktiv bleiben, nach dem "Parsifal" bei den Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen und dem "Fliegenden Holländer" im brasilianischen Manaus im kommenden April mit "Jeanne d'Arc" von Walter Braunfels an der Deutschen Oper Berlin. In Sao Paulo in Brasilien baut Schlingensief zurzeit eine "Operngeisterbahn" auf. Seine Kunstausstellung "Querverstümmelung" wird gerade im Migros-Museum für Gegenwartskunst in Zürich gezeigt.

Als Schlingensiefs letzte Sprechtheater-Inszenierung "Kunst und Gemüse" an der Berliner Volksbühne 2005 zum Theatertreffen eingeladen wurde, habe er sich sehr gefreut, "weil das ja angeblich der Ritterschlag in der Theaterwelt ist". Beim Theatertreffen selbst habe er aber gemerkt, "was auch das für ein jämmerlicher Fake ist - eine Zuchtschau, bei der die Pferde prämiert werden sollen, die am besten laufen". Jetzt konzentriert sich Schlingensief auf seine Karriere als bildender Künstler: "Ich nehme den Schutzraum Museum nach meinen Erlebnissen am Theater voll und ganz an. Ich muss mich nicht darum kümmern, ob am Abend 400 Leute kommen und ich nach zwei Stunden beklatscht werde oder ausgebuht. Ich kann jetzt das machen, was ich immer gemacht habe. Und zwar alleine, wie im Schneideraum." (APA/dpa)