Die psychiatrische Abteilung des Wiener Otto-Wagner-Spitals wurde am Montag erneut mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Sowohl die "Presse" als auch die "Wiener Zeitung" berichteten über neuerliche "Zwangsmaßnahmen". Auf sogenannten Beschränkungszetteln, die den Medien zugespielt wurden, wurden diese dokumentiert.

"Die Vorwürfe, dass Patienten des Otto-Wagner-Spitals unter teils unzumutbaren Bedingungen untergebracht sind, muss ich leider bestätigen", sagte Georg Kriser, dessen Sohn dort lange Zeit Patient war, der "Presse". Die Diagnose des 31-Jährigen lautete: Paranoide Schizophrenie. "Zwei Mal habe ich erlebt, dass mein Sohn, der noch dazu selbstständig und freiwillig ins Spital gefahren ist, gewaltsam ins Gitterbett gesperrt wurde. Einmal - ich habe es mit eigenen Augen gesehen - lag er dort lange Zeit in seinen eigenen Exkrementen, weil man ihn nicht auf die Toilette gelassen hat. Ein anderes Mal hat er sich mit Zigaretten selbst den Unterarm verbrannt."

Kriser ging mit seinem Vorwürfen noch einen Schritt weiter: Einige Mitarbeiter der Station wüssten nämlich, dass die Zustände untragbar seien. Vor allem fehle es an Personal. "Ein Arzt des Spitals hat mich mehrmals dazu ermutigt, die Geschichte an die Medien zu bringen, weil er selbst das nicht tun dürfe."

Andere Schilderung

Im KAV schilderte man die Angelegenheit mit anderen Worten. So stellte die Medienstelle zunächst Krisers Glaubwürdigkeit infrage. Der sei nämlich einerseits "amtsbekannt" und zweitens "selbst in psychiatrischer Behandlung". Eine Behauptung, die Kriser bestreitet und als "Frechheit" bezeichnete.

Der "Wiener Zeitung" wurde von einer weiteren, anonymen Quelle belastende "Beschränkungszettel" zugespielt. Auf diesen Meldungen werden laut Zeitung die täglich durchgeführten Zwangsmaßnahmen - Einsperren in Netzbetten und Fixierung an Händen und Füßen - dokumentiert. Besonders dramatisch sei der Fall eines Patienten, der am 22. November 2007 auf einer Akut-Station behandelt wurde: Dieser soll fast 20 Stunden in ein "Psychiatrisches Intensivbett" - also ein Netzbett - gesperrt und zusätzlich noch die längste Zeit über fixiert. Die Maßnahme begann um 10.00 Uhr und endete mit Unterbrechungen um Mitternacht.

Da die Fixierung frühestens um 7.00 Uhr des nächsten Tages aufgehoben wird, verbrachte der Patient somit 13,5 Stunden durchgehend in Gefangenschaft und dürfte in der Zeit wohl auch nicht auf die Toilette gekommen sein, berichtete die "Wiener Zeitung". Weiters brisant sei, dass die Maßnahme erst im Nachhinein von einem Arzt bewilligt wurde - eine entsprechende Unterschrift datiert vom 23. November. Eigentlich müsste jegliche Einschränkung im Voraus von einem Mediziner geprüft und genehmigt werden. (APA)