Wien/Des Moines/Washington - Nur drei Tage wird das neue Kalenderjahr alt sein, wenn im mittleren Westen der USA auch das Wahljahr 2008 eingeläutet wird, und letzteres wird von kaum kürzerer Dauer sein: Am 3. Jänner beginnt für insgesamt 16 Bewerber (je acht Demokraten und Republikaner) im Agrarstaat Iowa das Vorwahl-Rennen um die Kandidatur für das Präsidentenamt der USA - und zwei von ihnen werden bis zum 4. November durchhalten müssen, wenn der Nachfolger von George W. Bush im Weißen Haus tatsächlich gekürt wird. In beiden Lagern zeigen die aktuellen Entwicklungen der Umfragewerte, dass die bisherigen Favoriten teilweise deutlich an Boden, will heißen an Vorsprung vor ihren Konkurrenten, eingebüßt haben.

Der "Oprah-Coup"

Noch geben aktuelle Umfragen nicht den Effekt wieder, den Barack Obama erzielt hat, in dem er kurz vor dem ersten Vorwahl-Gang die populäre Talkshow-Queen Oprah Winfrey als Wahlhelferin aus dem Hut gezogen hat. Bereits vorher aber hatte der charismatische schwarze Senator aus Illinois, der geschickt mit dem Bild des jungen, nicht vom übel beleumundeten Polit-Business angekränkelten Visionärs arbeitet, in den Umfragen auf die bisher haushoch führende Hillary Clinton aufgeholt. In Iowa liegt Obama laut mehreren aktuellen Umfrage sogar bereits vor Clinton - die landesweit allerdings noch immer je nach Umfrage mit zehn bis 30 Prozentpunkten die demokratischen Ranglisten anführt. Die routinierte New Yorker Senatorin reagierte, indem sie den Ton gegenüber Obama deutlich verschärfte und dessen "Oprah-Coup" ihrerseits mit dem Showbiz-Glamour Barbra Streisands und der Business-Power des Investment-Gurus Warren Buffett kontern will.

Edwards hält mit

John Edwards, bereits einmal mit John Kerry gegen George W. Bush und Dick Cheney untergegangener demokratischer Kandidat, hält landesweit mit Clinton und Obama derzeit noch halbwegs mit. Seine guten Umfragewerte in Iowa (nicht allzu weit hinter Clinton) deuten darauf hin, dass er seine Chancen zumindest bis zum zweiten Vorwahltermin in New Hampshire (8.1.) noch intakt sehen wird - was für den Rest der demokratischen Bewerber nicht in dem Ausmaß zu erwarten ist: Vom Gouverneur von New Mexico, Bill Richardson, über die Senatoren Joe Biden (Delaware) und Chris Dodd (Connecticut) bis zum Ex-Senator Mike Gravel (Alaska) und dem Abgeordnete Dennis Kucinich (Ohio), bewegen sich die Umfragewerte nur knapp oberhalb der Wahrnehmungsschwelle. Zumindest der eine oder andere unter ihnen könnte bereits nach dem Vorwahl-Auftakt das Handtuch werfen.

Giuliani gejagt

Rudolph Giuliani, der ehemalige New Yorker Bürgermeister, hatte im Kreis seiner republikanischen Mitbewerber nie eine ähnlich signifikante Führungsrolle wie Hillary Clinton bei den Demokraten. Ihr Schicksal, angesichts der ersten "Stunde der Wahrheit" von seinem Vorsprung einzubüßen, teilt er aber - noch schlimmer, er sieht sich derzeit einer beispiellosen Aufholjagd des früheren Gouverneurs von Arkansas, Mike Huckabee, gegenüber. Der Baptistenprediger, der ganz auf die konservativ-christliche Karte - inklusive Ablehnung von Abtreibungen und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften - setzt, holte in den letzten Tagen einen Rückstand von rund 20 Prozentpunkten auf und liegt mittlerweile fast gleichauf mit Giuliani, dem derzeit Trips zu seiner damaligen Freundin (und heutigen Frau) auf Kosten der New Yorker Steuerzahler imagemäßig zu schaffen machen.

Bewerberfeld der Republikaner ausgeglichen

Durch die demografische Talfahrt Giulianis präsentiert sich das Bewerberfeld der Republikaner kurz vor Iowa überhaupt deutlich ausgeglichener als jenes der Demokraten. So haben auch der Ex-Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, der frühere Senator und TV-Schauspieler ("Law & Order") Fred Thompson und Senator John McCain (Arizona) ihre vor ihnen liegenden Konkurrenten zumindest noch in theoretischer Reichweite. In Iowa, wo sich rund Dreiviertel der Bevölkerung zu einer christlichen Konfession bekennen, wird den Umfragen zufolge überhaupt der Baptist Huckabee vor dem Mormonen Romney das Rennen machen. Der texanische Abgeordnete Ron Paul und seine Kollegen Duncan Hunter (Kalifornien) und Tom Tancredo (Colorado) dürften auch nach Iowa nur unter "ferner liefen" rangieren. (APA, 14.12.2007)