Ergebnis des Lokalaugenscheins: Ungemein freundlicher, bemühter Service, ganz besonders der Namensgeber des Lokals. Der bot uns, als wir dann doch keine ganze Flasche Rotwein nehmen wollten, praktisch alle Positionen auf seiner ansehnlichen Weinkarte auch glasweise zur Wahl an (aber vielleicht sollte ich das jetzt besser nicht so laut sagen). Erfreulich auch, dass man hier versucht, weitestgehend mit österreichischen Zutaten zu kochen. Nur das Ergebnis hat mich nicht restlos überzeugt. Lag wohl auch wieder einmal an meinen Erwartungen.
Ambitioniert
Weil das Kurz im Zusammenhang mit Wirtshäusern gefallen war, hatte ich Essen etwas mehr in die Richtung erwartet - auch wenn ich die Speisekarte schon vorher erfreut studiert hatte. Subjektive Momentaufnahme: Die Küche weiß nicht ganz, auf welchem Niveau sie sich ansiedeln will - oder setzt sich unnötig ambitionierte Ziele. Aber alles nur Vermutungen eines Dilettanten.
Das Beste zuerst: Die Brust vom Bioerpel war wirklich sehr, sehr gut. Ebenso der Rücken vom Hirschkalb. Die Apfel-Käsespätzle zum Schwimmtier hätt' ich halt nicht unbedingt gebraucht. Die Mohn-Schupfnudeln zum Wild waren schlicht zu trocken, seine teigige Umhüllung uns zu deftig-eilastig. So starke Ablenkung hat das Tier einfach nicht verdient.
Unentschlossenes Bries
Handwerklich absolut in Ordnung, aber irgendwie unentschlossen kam uns das Bries mit Karfiol in Bröseln und als Püree vor, das wir im Chor als zweite Vorspeise wählten. Das Tartar vom Alpenlachs zum Einstieg war anständig, sagt meine Begleitung. Das Zweierlei vom Ochsenschlepp auf meiner Seite des Tisches war kein Muss. Sehnsüchtig dachte ich beim Anblick dieser Sulz an ihre dunkle, dichte Artgenossin im Coccinella in Serravalle Langhe. Aber zu diesem wunderbaren Erlebnis im Piemont ein ander Mal mehr an dieser Stelle.