Andreas Mailath-Pokorny, der Wiener Kulturstadtrat, freute sich sichtlich. Denn zusammen mit Vizebürgermeisterin Renate Brauner durfte er am Dienstag Thomas Drozda, 1965 in Kematen an der Krems (Oberösterreich) geboren, als künftigen Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wien (VBW) vorstellen. Und somit einen Freund und Parteikollegen. Denn Mailath und Drozda kennen sich schon seit fast 15 Jahren: Sie waren beide Berater des früheren Bundeskanzlers Franz Vranitzky.

Den Absprung schaffte Mailath zuerst: Er wurde 1996 von Rudolf Scholten, damals Wissenschaftsminister, zum Leiter der Kunstsektion ernannt. In der Folge war Drozda, der in Linz Betriebswirtschaft studiert hatte, nicht nur für Budget, Finanzen, Soziales, Jugend und Familie zuständig, sondern auch für Kunst und Kultur.

Und er blieb auch nach der Übergabe der Kanzlergeschäfte an Viktor Klima am Ballhausplatz: Drozda war maßgeblich an der Ausgliederung des Bundestheaterverbandes in eine Holding mit vier Gesellschaften beteiligt, die sich als äußerst erfolgreich herausstellte. Denn der Finanzierungsbedarf konnte zumindest ein Jahrzehnt lang (die Bundestheater erhalten erstmals 2008 mehr Geld) konstant gehalten werden.

Was Thomas Drozda mitunter Kopfzerbrechen bereitete: 1997 von seinem Chef zum kaufmännischen Geschäftsführer des Burgtheaters bestellt, musste er eben mit der laut Gesetz gedeckelten Summe das Auslangen finden. Und er fand es: Drozda bewies sich als kühler Manager, der alle Einsparungspotenziale nutzt – aber immer für die ausreichende Finanzierung der Theaterproduktionen kämpft.

Kunst und Kultur sind in der Tat (neben dem Reisen) das Steckenpferd des Managers, der seit zwei Jahren mit einer Kunsthistorikerin, die beim Auktionshaus "im kinsky" arbeitet, verheiratet und "noch", wie er betont, kinderlos ist. Dem Klischee seines Berufsstandes entspricht er – abgesehen von seiner äußert akkuraten Kleidung – nur in einem Punkt: Drozda begeistert sich für Porsche. Er fährt einen 911er, Baujahr 1996, und schwärmt vom jenem aus 1972, den er zuvor besaß.

In den Verdacht, ein sozialdemokratischer Günstling zu sein, geriet er nie: Dazu ist er zu kompetent, verlässlich und sympathisch. Nach zehn Jahren Burgtheater mit all den Reibereien der Anfangszeit – der neue Technik-Kollektivvertrag etwa sparte Millionen Euro ein – ist sein Job längst Routine geworden: Drozda sehnte sich nach Veränderung. Und er setzte sich gegen 34 Bewerber durch.

Dass er zum VBW-Generaldirektor auserkoren wurde, hat für ihn daher nichts mit Freunderlwirtschaft zu tun. Auch wenn er eingesteht, dass es von Vorteil ist, wenn man von jemandem einen persönlichen Eindruck hat.(Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe, 18.12.2007)