"Die Österreicher haben immer vor irgendetwas Angst", sagte Kanzler Alfred Gusenbauer kürzlich. Nach den Erfahrungen in den ersten 60 Jahren des vorigen Jahrhunderts - der traumatischen Daten 1918 und 1938 ist nächstes Jahr zu gedenken - ist das vielleicht kein Wunder. Aber jetzt haben wir schon gute 40 Jahre Frieden und Wohlstand (viertreichstes Land der EU) und das Gefühl einer existenziellen Bedrohung könnte sich allmählich verlieren.

Angeblich kaufen die Österreicher zum Schutz vor den Ostbanditen, die mit der Schengenöffnung nun kommen sollen, fleißig Schusswaffen. Das wird wieder etliche Feuereröffnungen auf aufsässige Gattinnen bzw. lärmende Kinder geben, denn nach allen Statistiken werden private Waffen fast nie gegen Kriminelle, sondern fast ausschließlich im engeren Umfeld eingesetzt.

Das nahezu schon genetisch programmierte Sicherheitsdenken der Österreicher behindert einerseits unternehmerisches (Risiko-) Denken, gibt andererseits aber eine gewisse Stabilität.

Meist finden wir uns mit Veränderungen, die sowieso nicht so schlimm sind, dann eh ab. Aber vorher haben wir sicherheitshalber Angst. (rau/DER STANDARD, Printausgabe, 20.12.2007)