Wien - Der Besuch einer Eliteuniversität wie Yale, Harvard, Stanford oder MIT (Massachusetts Institute of Technology) ist nicht für jedermann erschwinglich. Das Internet ist jedoch auch hier ein Türöffner für (kostenlose) Bildung für jeden. Seit einiger Zeit stellen zahlreiche Universitäten in den USA Teile ihrer Vorlesungen, Sprachkurse, Labordemos als Podcasts (Hördatei) oder Video auf ihrer Homepage zur Verfügung. Von der Einführung in die Biologie, Grundzüge des Steuerrechts über historische Exkurse bis hin zu der Frage, warum Zebras keinen Krebs bekommen, können Wissbegierige mit Internetanschluss Wissen kostenlos tanken.
Eine Fundquelle für derartige Wissensbeschaffung ist dabei Apples iTunes-Store. Seit Mitte des Jahres hat das Computerunternehmen hier unter der Bezeichnung iTunes U (University) einen Bereich eingerichtet, in dem kostenlose Inhalte speziell aus dem Bildungsbereich angeboten werden. Millionen von Menschen können so in das Lehren, Lernen und Forschen an Hochschulen einbezogen werden.
"iTunes U ist zwar derzeit nur auf die USA zugeschnitten", berichtet Georg Albrecht, Apple-Pressesprecher für Deutschland und Österreich, "doch auch im deutschsprachigen Raum beobachten wir den Trend, dass Unis und andere Bildungseinrichtungen Vorlesungen und Veranstaltungen digital aufnehmen und entweder über das Uni-interne Netz oder auf iTunes als Podcast zur Verfügung stellen."
Die Stars auf iTunes U
Angesichts überfüllter Hörsäle ein Trend, der Schule machen dürfte - auch fürs Repetieren für Prüfungen oder einfach zur persönlichen Weiterbildung. Unis können ihre Inhalte ohne großen technischen Aufwand im Podcast-Bereich des iTunes-Store einreichen und die auf ihren Servern gelagerten Inhalte verlinken. Mit einem Klick können bildungshungrige Nutzer den Podcast auf ihren PC, Mac oder Musikplayer laden. Lernen wird dadurch so einfach wie Musikhören.
Und so wie es für den Apple-Musicstore Hitlisten mit Sängern und Songs gibt, die die größte Fangemeinde hinter sich vereinigen, scheidet sich auf iTunes U auch die Unterrichtsspreu vom Wissensweizen. Einer der Stars im virtuellen Hörsaal ist derzeit der 71-jährige Physikprofessor Walter H. G. Lewin vom MIT, einer der weltweit führenden Universitäten im Bereich technologischer Forschung. Die Online-Ausgabe der New York Times widmete dem akademischen Cyberstar jüngst ein ausführliches Porträt.
Lewin bietet seine wissenschaftlichen auf Video gebannten Inhalte mit der Lässigkeit eines Kochstars wie Jamie Oliver dar. Gekleidet in Shorts, Socken in Sandalen und Tropenhelm schießt er in seinen Vorstellungen, pardon Vorlesungen, eine mit einem Golfball beladene Kanone auf einen ausgestopften Affen mit kugelsicherer Weste, um die Flugbahnen von Objekten im freien Fall zu demonstrieren.
Die Mutter aller Pendel
"Wir haben hier die Mutter aller Pendel", ruft er ein anderes Mal seinem Publikum zu. Er schwingt seinen 77-Kilo-Körper auf eine 13 Kilo schwere Stahlkugel, die von einem an der Decke befestigten Pendel hängt, und "schwebt" darauf horizontal durch den Raum. Quod erat demonstrandum: dass der Ausschlag eines Pendels unabhängig von seiner Masse ist - also dem Stahlball plus einem daran hängenden Professor. "Physik funktioniert", ruft Professor Lewin begeistert, das Auditorium bricht in Beifall aus.