Nach den Vorstellungen der EU sollen ab der Volksschule Kenntnisse der ersten Fremdsprache und ab der Sekundarstufe Kenntnisse der zweiten Fremdsprache erworben werden.

Wien – In den EU-Staaten sollten alle Schüler zwei Fremdsprachen lernen, darunter eine eines Nachbarstaates. Diese Zielvorgabe wird von Österreich aber klar verfehlt, kritisiert der Rechnungshof (RH).

In ihrem jüngsten Bericht schreiben die Prüfer: "Eine Umsetzung der Ziele der Europäischen Kommission für den Fremdsprachenunterricht in nationale Ziele erfolgte in Österreich nicht." Die Nachbarschaftssprachen Tschechisch und Slowakisch werden kaum angeboten, Ungarisch und Kroatisch im Wesentlichen als Teil der Minderheitenförderung.

Der Grund für das Defizit ist die mangelnde Nachfrage nach Unterricht in diesen Sprachen – aber diese Erklärung lassen die Prüfer nicht gelten: "Das Lernen von Fremdsprachen sollte nicht nur subjektiven Nutzenüberlegungen des Einzelnen überlassen werden, sondern auch in einem umfassenderen Rahmen von gesamtwirtschaftlichen oder gesellschaftspolitischen Zielen bestimmt werden." Daher müsste das Schulsystem Angebote machen, die von den Schülern nicht abgewählt werden können. Der Grüne Bildungssprecher Dieter Brosz forderte, Türkisch als Lehramt an Österreichs Universitäten einzuführen. (cs/red/DER STANDARD-Printausgabe, 21. Dezember 2007)