San Francisco/London - Bestimmte körpereigene Östrogene schützen Frauen offenbar vor dem Abbau intellektueller Fähigkeiten im Alter. Das hat jetzt eine amerikanische Langzeit-Studie ergeben. Demnach kommt es auf die Konzentration von "freiem" und für den Körper nutzbaren Östradiol im Blut an, berichten die WissenschafterInnen in der neuesten Ausgabe der britischen Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" (26. August). Die Ergebnisse der bisherigen Studien zu dem Thema, ob die weiblichen Geschlechtshormone vor geistigem Abbau - also zum Beispiel vor Morbus Alzheimer - schützen können, sind widersprüchlich. In einigen Untersuchungen fand sich kein Zusammenhang zwischen dem Östradiol und den geistigen Fähigkeiten. Aus anderen Tests wurde die Hypothese abgeleitet, dass eine Östrogen-Ersatztherapie nach dem Wechsel vor Demenz schützen könnte. Doch das ist sehr umstritten. Nur bestimmte Östrogen-Arten schützen Kristine Yaffe und ihre KollegInnen von der Universität von Kalifornien in San Francisco verfolgten die Annahme, wonach nur bestimmte Arten von körpereigenem Östrogenen einen derart schützenden Effekt haben könnten. Sie maßen bei 425 Frauen die Konzentration des freien und nicht an Eiweiß gebundenen Östradiols im Blut. Weiters wurde im Zeitraum von 1986 bis 1988 sowie sechs Jahre später per psychologischem Test (Mini Mental Status) die kognitive Leistungsfähigkeit der Frauen untersucht. Das Ergebnis: Unter den Frauen mit einem ursprünglich hohen "Spiegel" dieser Östrogen-Arten im Blut zeigten nach sechs Jahren nur fünf Prozent Zeichen eines geistigen Abbaus. Bei den Frauen mit einer niedrigen Konzentration dieser Hormone im Blut betraf der Verlust geistiger Fähigkeiten hingegen rund 15 Prozent der Probandinnen. Bei der zweiten Untersuchung waren die Testpersonen alle bereits über 65 Jahre alt. Der ebenfalls gemessene Spiegel an Testosteron war mit den Veränderungen der kognitiven Fähigkeiten nicht in einen Zusammenhang zu bringen. Demnach dürften körpereigene weibliche Geschlechtshormone eine prophylaktische Wirkungen gegen Hirnleistungsstörungen haben. Den umgekehrten Schluss, dass die medikamentöse Einnahme von Östrogenen den selben Effekt hat, kann man aus der Untersuchung in den USA aber nicht ziehen. (APA)