"Wenn ich das schaffe, kann das wirklich jeder": Im "Securityland" sieht und erlebt man, wie leicht Einbrechen sein kann.

Foto: Standard/Heribert Corn
Erst recht, wenn die Angst vor Einbrecherbanden "aus dem Osten" grassiert.

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Wien – "Schengen," sagt Christian Fischer, "ist definitiv ein Thema. Wir werden mittlerweile mehrmals täglich darauf angesprochen. Weil die Leute Angst haben – und die Öffnung der Grenzen diese Ängste nicht geringer werden lässt." Und auch, wenn Fischer das so natürlich nicht sagt: Angst ist gut. Sie ist Fischers erstes Marketinginstrument – und sein bester Werber. Denn Christian Fischer betreibt seit Ende 2005 nahe der Wiener SCS das "Securityland" – einen Sicherheits-Supermarkt.

"Wir haben uns sehr gut entwickelt", sagt der Firmengründer: Ende September eröffnete eine Filiale in Graz – und 2008 wird noch besser: "Wir wollen zwei bis drei weitere Läden eröffnen." Und von diffusen Schengen-Ängsten werde er genauso profitieren. Der Name "Securityland" ist Programm: Der um sein Eigentum besorgte Bürger findet hier ziemlich alles, womit man bösen Menschen den Weg ins eigene Heim schwerer machen kann. Und das Thema wird so aufbereitet, dass kaum jemand aus dem mehrere hundert Quadratmeter großen Shop herauskommt, ohne das Gefühl zu haben, die eigene Wohnung sei ein Selbstbedienungsladen – für wirklich jeden.

Denn Fischers Angst-Shop ist eine Mischung aus Safety-Supermarkt und Erlebnisshop: Wer eine "Securityland" Filiale betritt, stößt als Erstes auf eine typische Wohnungstür – und wird eingeladen, sich selbst als Einbrecher zu versuchen. Und weil es tatsächlich jedes Kind nach ein paar Minuten schafft, eine ungesicherte Tür per Kreditkarte zu öffnen oder sie mit einer Brechstange auszuhebeln, blickt man danach gleich viel interessierter auf Balkenschlösser und Türverstärkungen.

Im nächsten Gang warten ein Fenster und ein Schraubenzieher. "Wenn ich das aufkriege, schafft das jeder", lautet die Botschaft, mit der Fischers Kunden, die "oft eigentlich nur einmal schauen kommen wollten" (Fischer), die Shops verlassen.

Und wieder kommen. Denn Angst, weiß Fischer, muss sickern: "Jetzt reden die Leute über Schengen. Das brodelt gerade. Und Anfang 2008 werden sie uns dann überrennen."

Fischer ist vorbereitet: Schon im Sommer präsentierte er eine Studie der Karmasin-Motivforschung, in der er die Ängste der Menschen analysieren ließ: "Die Leute fürchten längst nicht mehr, dass Handy oder Fernseher gestohlen wird. Das große Thema ist die Angst davor, dass einem selbst etwas passiert. Also die Angst vor Einbrechern, denen es egal ist, ob jemand in der Wohnung ist, wenn sie kommen." Die Assoziationskette ist dann fast zwingend: Woher die "Banden" kommen, steht in der Zeitung.

Keine Waffen

Dass es da naheläge, den Kunden neben diversen Kombinationen aus mechanischem Einbruchschutz und Alarmanlage ("Ab 800 Euro ist etwas Sinnvolles machbar – aber nach oben ist die Grenze natürlich offen"), auch Selbstverteidigungswerkzeug anzubieten, weiß Fischer. Aber: "Wir wollen keine Waffen verkaufen." Obwohl ja auch das im Zuge der Schengen-Diskussion ein Thema ist, mit dem sich Geld verdienen ließe. Die Umsätze der Waffenhändler sind seit der Verkündung der Grenzöffnung sprunghaft angestiegen. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD - Printausgabe, 21. Dezember 2007)