Wien - Kehraus im heimischen Lebensmittelhandel. Nach der angekündigten Mehrheitsübernahme von Adeg durch Rewe dürfte nun auch Kauf des Softdiskonters Zielpunkt/Plus durch Spar in die Zielgerade gehen. Der Deal werde noch vor Weihnachten abgeschlossen, meinte ein Beobachter zum STANDARD. Eine Spar-Sprecherin dementierte energisch den Zeitplan, nicht aber die prinzipielle Absicht des Erwerbs der derzeitigen Tengelmann-Tochter.

Gewehr bei Fuß stehen jedenfalls die Kartellwächter in Wien. Die Bundeswettbewerbsbehörde habe zwar keine Informationen über die Transaktion, sagte ihr Sprecher Stefan Keznickl, sollte sie angemeldet werden, werde der Deal "genau unter die Lupe" genommen.

Aus dem Spiel ist die Wiener Behörde hingegen bei der Mehrheitsübernahme von Adeg durch Rewe. Eine eingehende kartellrechtliche Prüfung steht dennoch an: Der Fall ist wegen Überschreitens der europäischen Schwellenwerte in Brüssel gelandet.

Marktbeherrschungen

Beide Causen gelten aus wettbewerbsrechtlicher Sicht als höchst problematisch. Laut Daten der Marktforschungsgruppe ACNielsen kämen Rewe-Adeg auf rund 35, Spar-Zielpunkt auf 32 Prozent Marktanteil. In Österreich ist die Schwelle von 30 Prozent relevant, ab der eine marktbeherrschende Stellung vermutet wird. Die Handelsriesen müssen im Wege der umgekehrten Beweislast das Gegenteil beweisen.

Doch noch eine Bestimmung erschwert die Deals, nämlich jene, wonach die vier größten Player nicht mehr als 80 Prozent Marktanteil auf sich vereinen sollen. Die beiden Transaktionen würden bewirken, dass inklusive Hofer schon die ersten drei Gruppen die Schwelle überschreiten. Es ist davon auszugehen, dass Adeg- und Zielpunkt-Übernahme - wenn überhaupt - nur mit rigorosen Auflagen durchzubringen sind. Das erinnert an den Verkauf der Meinl-Kette an Billa. Die heutige Rewe-Tochter musste auf EU-Geheiß zahlreiche Filialen abgeben. (as, szem, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23.12.2007)