Für das Karrierefeld bedeutsam: Netzwerke, Freundschaften, Bekanntschaften.

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Über den Zusammenhang zwischen sozialen Beziehungen und objektivem Karriereerfolg konnten wir an dieser Stelle schon lesen. Wie aber schätzen Führungskräfte selbst die Bedeutung von Sozialkapital in ihren Karrieren ein?

Hier sind deutliche Unterschiede zwischen dem Nonprofitbereich und jenem in der Privatwirtschaft ersichtlich: Konkret untersuchten wir Netzwerke, Freundschaften, Bekanntschaften, die für das Karrierefeld als bedeutsam angesehen werden.

In den NPO-Karrieren dominierten Netzwerkaktivitäten und Freundschaften. Die Ergebnisse zeigen eine Tendenz zu "bridging not bonding" – Beziehungen in der Branche sind wichtig, über Organisationsgrenzen hinweg. Kollegen in der Organisation werden hier nie erwähnt. Im Gegensatz zum Profitbereich: Hier werden, neben der Ursprungsfamilie, Kollegen und Vorgesetzte (oft in einer Mentorenrolle) als wichtig für die eigene Karriere gesehen. Vorrangig werden also Beziehungen – "bonding" – als erfolgversprechend eingeschätzt, dann folgen die Kundenkontakte.

Interessanterweise ist Networking für diese Führungskräfte häufig etwas, das im Nachhinein als wichtig eingestuft wird. Beziehungspflege wurde häufig verabsäumt, und dieses Versäumnis bereut man.

Mit und ohne Grenze

Im Nonprofitkarrierefeld hingegen wird Netzwerken als eine Tätigkeit beschrieben, die man "gern tut". Sie gilt hier kaum als "Beziehungsarbeit" oder als Notwendigkeit, um Karriere zu machen. Aus beruflichen Kontakten werden Freunde und umgekehrt. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen hier sehr stark, und das ist auch erwünscht.

Ganz anders in der Privatwirtschaft: Berufs- und Privatleben werden bewusst getrennt. Meist ging dem ein Lernprozess voran, die Grenzen mussten bewusst gezogen werden. Auf den ersten Blick erscheinen diese "blurring boundaries" zwischen Beruf und Privatem im Vergleich vielleicht als etwas Erstrebenswertes, zumindest aber als sympathisch. Hohes Commitment zur Organisation und eine hohe Selbstmotivation können die positiven Konsequenzen dieser verschwimmenden Grenzen sein. Dann allerdings ist der Weg zur Selbstausbeutung auch nicht mehr weit. (Anahid Aghamanoukjan/DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.12.2007)