Köln - Sieben der 91 Tochtergesellschaften des angeschlagenen deutschen Briefzustellers PIN Group AG haben am Freitag wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenzantrag gestellt. Ein Unternehmenssprecher sagte, die Anträge beim Amtsgericht Köln seien unvermeidlich gewesen, da die Unternehmen die fälligen Sozialversicherungsbeiträge für ihre Beschäftigten nicht zahlen könnten. Insgesamt seien rund 850 der 9.000 Beschäftigten betroffen.

Trotz der Insolvenzanträge will der erst in dieser Woche berufene neue Chef der Luxemburger PIN-Holding, der Sanierungsexperten Horst Piepenburg, den Geschäftsbetrieb der gesamten Gruppe uneingeschränkt fortsetzen. Piepenburg sieht die Chancen für eine Rettung der Gesamtgruppe durch die Insolvenzanträge nicht beeinträchtigt. "Das gilt auch für die insolventen Gesellschaften, deren Geschäftsabläufe auch in den nächsten Monaten weiterhin normal ablaufen werden", sagte er.

Das Amtsgericht Köln bestellte den Kölner Rechtsanwalt Andreas Ringstmeier zum vorläufigen Insolvenzverwalter der sieben Gesellschaften der PIN Group AG. Bei ihnen handelt es sich um die PIN-Töchter PPD Privater Postdienst Bremen, PIN Mail GmbH Kassel, PIN Mail Osthessen GmbH Fulda, TV Medienservice Trier, PIN Mail München, PIN Mail Landshut und das PIN Shared Service Center Köln.

Prüfung der Liquidität

Bei allen PIN-Gesellschaften wird derzeit auf Anweisung Piepenburgs die Liquiditätslage geprüft. Auf Basis dieser Ergebnisse soll bis Mitte Jänner des nächsten Jahres über das weitere Vorgehen entschieden werden. Piepenburg ist zuversichtlich, gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter auch weiterhin die Leistungen für die Kunden voll erbringen und den Geschäftsverlauf stabilisieren zu können.

Die PIN Group gehört zu rund 64 Prozent der Axel Springer AG und zu zehn Prozent dem bisherigen Unternehmenschef Günter Thiel. Weitere Anteile halten die Großverlage Holtzbrink, Madsack und WAZ sowie West Mail. Springer hatte nach dem Ja des Bundestages zu Mindestlöhnen in der Postbranche beschlossen keine weiteren Finanzmittel für die rote Zahlen schreibende Brieftochter bereitzustellen. Stattdessen will Springer die Investitionen in das Tochterunternehmen in Höhe von 620 Mio. Euro als Verlust abschreiben. (APA/AP)