Der Kernsatz der Geschichte versteckt sich gegen Ende des Buches: "Wenn ihr euch nicht zuhört, könnt ihr einander nicht verstehen." Ein Eichhörnchen spricht ihn, als Vermittler zwischen drei Streithähnen kurzfristig gescheitert. Kathrin Schärers neue Geschichte dreht sich um das Thema Meinungsverschiedenheiten und heißt auch gleich: So war das! Nein, so! Nein, so! Drei Tiere, ein Dachs, ein Fuchs und ein Bär bauen aus Steinen einen Turm. Warum dieser dann umfällt, wer wen beißt, darüber gehen dann die Meinungen auseinander. Jeder weiß es besser, jeder erzählt seine Wahrheit. Und keiner hört eben zu.

Schärer, studierte Werk- und Zeichenlehrerin an der Hochschule für Gestaltung Basel, braucht für die Erzählung wenig Text. Ein paar Zeilen pro Seite genügen. Ihre Bildsprache zeigt die Gefühlslage der Akteure deutlich. Um die verschiedenen Betrachtungsweisen ein und desselben Vorfalles noch stärker hervorzuheben, bedient sich Schärer eines Tricks: Jede "Mini-Episode", also immer dann, wenn eines der Tiere seine Version zum Besten gibt, wird mit einer Art Farbrahmen deutlich erkennbar gemacht.

Leider gibt die Autorin und Illustratorin wenig Platz für eine ordentliche Auflösung am Schluss des Buches. Der Streit der Tiere war zu heftig, zu emotional dargestellt, sodass man eher kurz verdutzt ist, wie schnell das Eichhörnchen schlichten will und wie schnell es auch wieder aufgibt und lieber mit Steinen einen Stausee im nahen Wasser baut. Dass Fuchs, Dachs und Bär dann das Streiten lassen und lieber mitspielen, bleibt somit ein wenig unglaubwürdig. Aber der Schlusssatz stimmt wiederum bei Kindern sicher: "Miteinander spielen ist ohnehin schöner." (Peter Mayr/DER STANDARD – Printausgabe, 15./16.12.2007)