Graphik: DER STANDARD
Linz - Mehr als ein Drittel der Österreicher sieht als großes Problem des Jahres 2008, dass die Kluft zwischen Armen und Reichen immer größer werden könnte. Weitere 47 Prozent betrachten diese soziale Frage immerhin "mit etwas Sorge". Das geht aus einer aktuellen, in der zweiten Dezemberwoche durchgeführten Umfrage des Linzer market-Instituts hervor.

"Die Verteilungsgerechtigkeit und der Schutz der Armen wird damit deutlich ernster genommen als die auf das institutionalisierte Sozialsystem gemünzte Frage, ob man sich um die soziale Absicherung sorge - aber diese Frage kommt in der Reihung der Sorgen gleich an zweiter Stelle. Diese Fragen bewegen die Österreicher deutlich stärker als persönliche Fragen nach ihrer Familie oder ihrer Beziehung", sagt market-Studienleiter David Pfarrhofer dem Standard.

Besondere Sorgen um den sozialen Ausgleich machen sich Senioren, Angehörige der niedrigeren Bildungsschicht und deklarierte Anhänger der SPÖ. Auffallend ist, dass die Sorge um die Integration der ausländischen Mitbürger bereits auf gleichem Niveau liegt wie jene um das Pensionssystem.

Wobei diese Sorgen vor allem von der mittleren Altersgruppe getragen werden: Hier ist die wahrgenommene Bedrohung durch Änderungen im Pensionssystem besonders hoch. Das führt Pfarrhofer auch darauf zurück, dass noch keine Regierung gewagt hat, bestehende Pensionen zurückzustutzen, während die künftigen Ansprüche bedenkenlos reduziert werden: "Wer noch 20 oder 30 Jahre bis zur Pension hat, der rechnet mit mehreren Pensionsreformen und damit, länger arbeiten zu müssen und weniger herauszubekommen."

Weniger Sorge um Job

Gleichzeitig ist das dieselbe Generation, die besonders darauf angewiesen ist, dass Zuwanderer integriert werden.

Diese gesellschaftlich relevanten Themen werden wesentlich stärker wahrgenommen als die Fragen zu den persönlichen Berufsaussichten - hier haben nur acht Prozent der Berufstätigen große Sorgen. Um den eigenen Gesundheitszustand sorgen sich elf Prozent der Männer und 14 Prozent der Frauen. Um die Partnerschaft sorgt sorgt sich nur jeder 20., wobei es kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt.

Pfarrhofer sieht die Umfragedaten auch unter dem Aspekt, dass es derzeit eine sehr günstige konjunkturelle Entwicklung gibt: "Jeder fünfte Befragte zeigt sich mit dem abgelaufenen Jahr sehr zufrieden, die Frauen noch stärker als die Männer, die höher Gebildeten stärker als die bildungsfernen Schichten, die Wähler von Oppositionsparteien stärker als die Wähler der Koalitionsparteien - das kann man ganz gut nachvollziehen."

23 Prozent der Befragten erwarten, dass sich ihre persönliche finanzielle Situation im kommenden Jahr verbessern wird - auch hier sind es besonders jüngere, gebildete und politisch oppositionell eingestellte Befragte, die tendenziell mehr vom kommenden Jahr erwarten. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 22./23. Dezember 2007)