Der Mischkonzern Yamaha stärkt mit dem Bösendorfer-Kauf seine Kernkompetenz.

Yamaha ist seit Jahrzehnten auch im Westen ein "household name". So hat mancher als erstes richtiges Motorrad nach den Mopedjahren eine heute schon als Oldtimer gefragte Yamaha XT500 besessen - ja, die mit dem silber-schwarzen Tank. Der andere hat vielleicht seine erste Stereoanlage von Yamaha gekauft - gute Qualität zu moderaten Preisen war garantiert und passte auch gut zu den ebenfalls schwarzen Billy-Regalen von Ikea. Yamaha hat mit Livingtec übrigens auch eine eigene Möbelproduktion.

Doch auf allen Yamaha-Produkten war irgendwo ein Logo angebracht, das drei gekreuzte Stimmgabeln zeigt. Das Firmenzeichen weist auf die Wurzeln und auf den größten Unternehmenszweig hin: die Musikinstrumente. Gründer Torakusu Yamaha, geboren 1851 und gestorben 1916, war eigentlich Mechaniker für medizinische Geräte. Als in einem Krankenhaus in Hamamatsu einmal das Harmonium ausgefallen war, so die Legende, holte man Yamaha-san. Der fand Gefallen an dem Aerophon, obwohl er das Instrument nicht beherrschte, und begann daraufhin selbst damit Harmonien herzustellen. 1897 wurde Nippon Gakki gegründet, die noch heute eine Tochterfirma der Yamaha Corporation ist. Eine Stimmgabel im Schnabel eines Phönix war das erste Logo, die drei gekreuzten Gabeln wurden erstmals 1927 verwendet.

Ab dem Jahr 1900 stellte Yamaha auch Klaviere her und war damit um 72 Jahre später dran als Ignaz Bösendorfer, der Gründer jener Wiener Manufaktur, die von den Japanern in dieser Woche übernommen wurde.

Das im japanischen Top-Börseindex Nikkei 225 gelistete Unternehmen stellt bis heute Tasteninstrumente her, aber auch Gitarren, Bässe, Saxofone und Schlagzeuge. Allen Instrumenten gemeinsam ist, dass sie gute, preiswerte Qualität bieten.

So wie Bösendorfer Komponisten und ihren Stil beeinflusste, prägte auch Yamaha entscheidend die Musik einer Epoche mit - nämlich der Popsongs der 80er-Jahre. Die schaffte man mit dem Yamaha DX7, einem Synthesizer, der neueste Techniken wie Anschlagdynamik, Frequenzmodulation und ein breites Spektrum an Klängen für wenig Geld bot - typisch Yamaha.

Der DX7 wurde zum meistverkauften Synthesizer aller Zeiten - zwischen 1983 und 1987 wurden 160.000 Stück produziert. So gut wie jede 80er-Jahre-Band - von Alphaville und Duran Duran über Level 42 bis zu Scritti Politti und Toto verwendeten ihn live und im Studio. Die E-Piano-Sounds waren recht beliebt - man höre Whitney Houstons "The Greatest Love of All".

Die Geschichte zeigt: Von Klavieren versteht Yamaha einiges. Und von Betriebswirtschaft auch: Bösendorfer soll unter japanischer Führung nun binnen drei Jahren schwarze Zahlen schreiben. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23.12.2007)