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Übrig geblieben? Kein Problem. Bierlikör ist nur eine Möglichkeit der Bockbierweiterverarbeitung.

Schön langsam geht die Zeit der starken Biere ihrem Ende zu: Anders als in Bayern (dort ist die österliche Fastenzeit die Saison der kräftigsten Biere) trinkt man hierzulande das Starkbier fast ausschliesslich als Weihnachtsbock. Sein Ausschank endet allenfalls mit dem Silvesterabend. Und dann?

Drei vernünftige Möglichkeiten gibt es, Bockbier zu verwerten. Man kann es einfach aufbewahren - im kühlen, dunklen Keller. Dort verliert es in den ersten Monaten deutlich an Aroma - es ist ratsam, das Bockbier erst einmal zu "vergessen", weil es nach acht bis 18 Monaten die typischen Alterungsgeschmäcker (oft als "cardboard flavor" oder "Papiergeschmack" empfunden) entwickelt. Erst nachher reift es duch die Bildung von Estern zu einer neuen, blumigen oder fruchtigen Blüte und schmeckt dann noch jahrelang oder jahrzehntelang interessant.

Die zweite Möglichkeit ist eine Fortsetzung der Gärung: Bockbier ist die ideale Basis für die Produktion von Bieressig: So wie die Hefe Malzzucker zu Alkohol und Kohlensäure abbaut, baut das essigsaure Bakterium Alkohol in Essigsäure und Wasser ab. Und der Bieressig ist ein besonders angenehmes, mildes Nebenprodukt des Biergenusses - ich leere jeden Bierrest in den Essigtopf. Die dritte Verwertungsmöglichkeit ist die am meisten lohnende. Wer mag, kann sich nämllich das Beste vom Bockbier, den kräftigen, runden Geschmack, die mehr oder weniger zarte Süsse konservieren. In einem Getränk, das seinen Höhepunkt erst nach etwa drei Monaten Lagerung erreicht: dem Bierlikör. Was man dazu braucht, ist vor allem ein starkes, sehr malzbetontes Bier mit einer Stammwürze von mindestens 16 Grad. Solche Bockbiere kommen vor allem aus den kleineren Brauereien. Grosse Marken laufen eher dem Trend zu einem "schlankeren" Bier nach und vergären das Bockbier etwas höher.

Besonders geeignet ist der Bock aus Schlägl oder auch der Kapsreiter-Bock. Letzterer hat zudem den Vorteil, in hübschen Bügelverschlussflaschen geliefert zu werden. Diese geben dann nämlich eine hervorragende Verpackung für den fertigen Likör ab.

Die Zubereitung dauert etwa eineinhalb Stunden: In einen grossen, weiten Topf schüttet man zuerst dreieinhalb Liter des Bockbieres und gibt dann vorsichtig zwei Kilo Rohrzucker dazu. Achtung: Das Bier schäumt dabei kräftig auf! Anschliessend kommen noch zwei kleine (0,3 Liter) Flaschen des sehr kräftigen "Eggenberger Urbock" sowie vier längs aufgeschlitzte Vanilleschoten dazu.

Unter leichtem Rühren wird diese Mischung nun zum Kochen gebracht - eine Männerarbeit, weil Männer den dabei entstehenden Bierdunst eher gewohnt sind als Frauen.

Wenn der Zucker gelöst und die Flüssigkeit einmal aufgekocht ist, lässt man sie noch eine Viertelstunde auf kleiner Flamme weiterköcheln. Dann kommt der Topf vom Herd, man gibt einen Viertelliter reinen Weingeist (96 Prozent), einen Teelöffel Zimtpulver und einen halben Teelöffel Nelkenpulver dazu, deckt das Ganze zu und lässt es eine Stunde lang rasten.

Die aufgeweichten Vanilleschoten und die Gewürze müssen nun wieder ausgefiltert werden - für Kaffeefilter ist die süsse Flüssigkeit allerdings zu dick. Sehr gute Filterwirkung lässt sich dagegen mit einem Damenstrumpf erzielen.

Die klare Likörbasis kommt nun wieder in einen Topf, wird noch einmal bis kurz vor den Siedepunkt erhitzt. Erst danach fügt man noch gut einen halben Liter Weingeist dazu.

Das Gebräu wird in Flaschen gefüllt, die dann für drei Monate kühl und dunkel lagern müssen. Im Frühjahr (etwa ab Mai) ist der süsse Gruss vom Weihnachtsbock dann genussfertig. (Bierpapst Conrad Seidl)